Die Band, die aus der Kälte kam
Wenn sie der Empfang, den man ihnen hier im Westen bereitet, überrascht, dann vermutlich deshalb, weil die russische Indie-Szene im Osten nicht das gleiche Interesse weckt. Motorama kommt auf leisen Sohlen, aber die Chancen stehen gut, dass sie nicht sang- und klanglos wieder geht.
Bekannt wurden sie durch eine Veröffentlichung unter dem französischen Label Talitres: Motorama, die wie keine andere russische Indie-Band den Manchester-Sound aufleben lässt, kommt um Vergleiche nicht herum. Inzwischen versuchen die Bandglieder nicht einmal mehr auszuweichen, wenn sie auf Joy Division oder New Order angesprochen werden; ohne Druck geben sie zu, dass sie davon wesentlich beeinflusst wurden. Aber es wäre ein bisschen bequem und in intellektueller Hinsicht kühn, sie allein darauf zu reduzieren – so sehr suchen ihre Popsongs auf andere Art das Eis zu brechen. Hinter dem Post-Punk-Sound verbirgt sich eine subtile Form der Orchestrierung, die sie in die Nähe bestimmter musikalischer Experimente rückt, wie sie von Bands wie Codeine oder sogar My Bloody Valentine in den 90er Jahre betrieben wurden. Durch ihre Art, das Tempo zu drosseln und falsche Rhythmen zu erzeugen, versetzen uns die fünf in einen seltsamen Zustand zwischen Faszination und Kontemplation: eine fast schon aktive Form der Schwermut, wie ein Aufbäumen, ein letzter Lebensimpuls. (E.A.)
Weitere Informationen
– Offizielle Website von Motorama
– Motorama auf der Website des Labels Talitres
– Interview mit Motorama auf der Website Magic RPM
– Motorama im Magazin Novo