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Das Festival MADE IN STUTTGART 2020 setzt mit interkulturellem Festivalprogramm wichtiges Zeichen für migrantische Kunst.

 

Zum fünften Mal macht nun das interkulturelle Festival MADE IN STUTTGART von Mittwoch, 11. bis Sonntag, 15. November 2020 die Vielfalt und das hohe Niveau der Produktionen migrantischer Künstler*innen aus Stuttgart und der Region sichtbar.

 

Mit den insgesamt 22 Theater- und Tanzaufführungen, Lesungen, Filmvorführungen, Ausstellungen und Konzerten wird ein deutliches Zeichen gesetzt: Für die beteiligten Kulturschaffenden und die insgesamt 25 Kooperationspartner ist es in diesem Jahr besonders wichtig, der Stuttgarter Stadtgesellschaft im Herbst ein interkulturelles Ereignis zu bieten, durch das die Wahrnehmung oftmals marginalisierter migrantischer Künstler*innen in den Fokus gerät.

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Night of Experiment I Colors 

Festival setzt Zeichen für Partizipation und interkulturelle Öffnung

 

Die Kooperationspartner sind sich einig darüber, dass – nicht zuletzt auch durch den Ausfall des Sommerfestivals der Kulturen 2020 – ein interkulturelles Ereignis wie MADE IN STUTTGART für die Landeshauptstadt und die Region von immenser Bedeutung ist. Denn das Engagement und die Arbeiten migrantischer Künstler*innen werden oft nicht oder nur am Rande wahrgenommen, häufig ist der Zugang zu Kulturinstitutionen und zur Szene für sie erschwert.

Gerade im Hinblick auf das Thema Zugänge erleichtern und die Verflechtung von migrantischen Kulturschaffenden mit Stuttgarter Kultureinrichtungen wird es ergänzend zum Festivalprogramm sogenannte Labore geben, die den beteiligten Künstler*innen und Kultureinrichtungen stärkere Vernetzung untereinander ermöglichen.

Das Festival setzt damit ein klares Zeichen, wenn es darum geht, Teilhabe am kulturellen Leben zu ermöglichen, marginalisierten migrantischen Kulturschaffenden eine Bühne zu bieten, sie zu etablieren und dabei die Stadtgesellschaft einzubinden. Das Programm soll eine möglichst breite Öffentlichkeit ansprechen und sowohl das bereits bestehende Publikum Stuttgarter Kultureinrichtungen erreichen, als auch neue Zielgruppen erschließen, die sich im regulären Programm der Häuser nur selten wiederfinden können.

 

2020_11_12_TANZEND UM DIE WELT_made in stuttgart_szenik
Tanzend um die Welt I Tanzschule Natalie

Bürgerjury verantwortet Festivalprogramm

 

Garant dafür ist unter anderem das Vorgehen bei der der Programmauswahl, die von einer aus Stuttgarter Bürger*innen bestehenden Jury übernommen wurde, deren Zusammensetzung die vielfältigen kulturellen Hintergründe der Einwohner*innen Stuttgarts widerspiegelt. Mit dieser Bürgerjury wird ein Instrument der Partizipation geschaffen und Veranstalter*innen und Kultureinrichtungen zugleich der Weg zur interkulturellen Öffnung gewiesen.

Ausgewählt haben die Jurymitglieder insgesamt 22 Produktionen und künstlerische Beiträge, die im November 2020 im Rahmen des fünften interkulturellen Festivals MADE IN STUTTGART präsentiert werden (in einem dieser Pressemeldung angehängten Dokument sind alle detaillierten Informationen zum Programm und den beteiligten Künstler*innen aufgeführt).

Aber nicht nur die Bürgerjury und die enge Zusammenarbeit so vieler Kultureinrichtungen macht dieses Festival zu etwas Besonderem, sondern auch die Entscheidung, wirklich allen, die beim Festival auftreten und mitarbeiten, nach dem Prinzip „Equal Pay“ dieselbe Gage zu bezahlen.

 

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African Open Mic

Zeichensetzen für Demokratie, Menschenrechte und Freiheit

 

Eine der ausgewählten Beiträge des diesjährigen Festivals ist die Produktion noVOICE– noBODY, die am 15. November 2020 in der Staatsgalerie Stuttgart zu sehen ist und in der eigentlich Maria Kalesnikava, eine der führenden Oppositionellen des belarussischen Präsidenten Lukaschenko, als Flötistin aufgetreten wäre.

Kalesnikava wurde allerdings im September verschleppt und befindet sich zurzeit in Belarus in Untersuchungshaft. Es drohen ihr momentan bis zu 5 Jahren Haft. Ihre Kollegin und Produktionsleitende des Stückes, Natasha López, spricht in einem Interview mit dem Forum der Kulturen über die Situation von Maria Kalesnikava – und darüber, was die Situation in Belarus für das Ensemble und die Aufführung des Stücks bei MADE IN STUTTGART bedeutet.

 

#MadeinStuttgart Interview: Über das Fehlen von Maria Kalesnikava – inhaftierte Oppositionspolitikerin von Lukaschenko

 

Denn wie es der Zufall will, gibt es Parallelen zwischen den Geschehnissen in Belarus und den Inhalten des Stücks: In der Annahme, dass Macht und Freiheit eng miteinander verwoben sind und dass Machtbeziehungen immer auch Spielräume für Freiheit bieten, wird in der Musik- und Tanzperformance noVOICE – noBODY genau dieser Spielraum, unter anderem im Verhältnis zur Gesellschaft, untersucht. Das Stück hinterfragt zudem soziale Schablonen, Klischees, Tabus sowie die Realitäten von Mehr- und Minderheiten. Das Fehlen von Kalesnikava werden die Ensemblemitglieder in der Festivalinszenierung von noVOICE – noBODY aufarbeiten.

Das Festival MADE IN STUTTGART 2020 setzt damit nicht zuletzt auch ein Zeichen im Hinblick auf die Verteidigung von Demokratie, Menschenrechten und Freiheit, mit der sich ebenso weitere ausgewählte Produktionen des diesjährigen Festivals beschäftigen.

 


Weitere Informationen zum Programm auf der Website des Festivals:
www.mis.madeingermany-stuttgart.de


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