KABALE UND LIEBE ist auch heute noch auf fatale Weise aktuell: Das Stück mündet in einem Mord – genauer gesagt in einem Femizid. Ferdinand bringt Luise um, weil er glaubt, sie betrüge ihn. Aus diesem oder einem ähnlichen Motiv stirbt in Deutschland alle 72 Stunden eine Frau durch die Hand eines Partners, Ex-Partners oder Familienangehörigen.
Luise liebt Ferdinand, Ferdinand liebt Luise. Eigentlich ist es schön und eigentlich ist es einfach. Eigentlich…
Aber diese Liebe ist verboten. Verboten von den Vätern der beiden. Verboten aus Angst. Aus Angst vor dem Verlust des eigenen Ansehens und der eigenen Moral- und Wertvorstellungen. Scheinbar gibt es für die Liebenden nur einen Ausweg: sich dem gesellschaftlichen Druck zu beugen. Doch die beiden jungen Menschen rebellieren. Kämpfen für ihre Freiheit. Am Ende scheitern sie. Scheitert ihre Liebe – letztlich aber nicht nur am unbeugsamen Außen, sondern auch an den eigenen Absolutheitsansprüchen und damit an sich selbst.
In ihrer Inszenierung legt Marion Schneider-Bast den Fokus auf dieses nach wie vor oft tabuisierte Thema und beweist, dass das über 240 Jahre alte Stück keineswegs ein alter Schinken ist – ganz im Gegenteil. Auch die anderen angeschnittenen Themen wie skrupellose Macht- und Geldgier, strukturelle Armut, willkürliche Gewalt oder „Fakenews“ unterstreichen die Zeitlosigkeit und Aktualität des Klassikers.