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Verkanntes Genie

Der französische Regisseur Bernard Sobel inszeniert ein wenig bekanntes Meisterstück eines deutschen Autors: Hannibal von Christian Dietrich Grabbe.

Christian Dietrich Grabbe wurde 1801 in einer kleinen Provinzstadt als Sohn eines Gefängniswärters geboren. Grabbe war Alkoholsüchtig und verstarb mit 35 Jahren. Er hinterließ sieben Theaterstücke, vier davon unvollendet – alle galten als unspielbar. Wer hat sich schon wirklich ernsthaft mit seinem Werk auseinandergesetzt? Trotz seines Schattendaseins wurde Grabbe, ein Zeitgenosse Büchners, von einigen anderen Autoren, denen der Ruhm zuteilwurde, der ihm versagt geblieben ist, durchaus anerkannt. Jarry hat eines seiner Werke übersetzt, Brecht bewunderte ihn sehr (Goebbels übrigens auch, was einmal mehr beweist, dass wahres Talent universell ist), Heinrich Heine bezeichnete ihn als „Genie“ und beschrieb ihn als wildes Tier unter den Dichtern. Der Regisseur Bernard Sobel, eine der großen Figuren der aktuellen französischen Theaterlandschaft, wagt sich nun an Hannibal, ein Stück über die Niederlage eines Menschen und den Niedergang einer Welt, das uns nach Italien und Spanien führt, nach Karthago und Kleinasien in der Zeit zwischen dem zweiten und dem ersten Jahrhundert vor Christus, und das neben anderen historischen Ereignissen auch den Brand Karthagos thematisiert. „Was mir an Grabbe gefällt, ist, dass die Geschichte zum Stoff seiner Dichtung macht, nicht etwa um die Gegenwart zu verdrängen, sondern um sie besser zu verstehen“, erklärt Bernard Sobel. Mit ihrer sehr guten Besetzung, zu der unter Anderem der Schauspieler Jacques Bonnaffé zählt, wird diese Koproduktion des Théâtre National de Strasbourg, sicherlich eines der Highlights der Saison. (S.D.)

Deutsch übertitelte Vorstellung am 12. Oktober

Vorstellung der Aufführung auf der Website des TNS
Der Text auf Projekt Gutenberg (DE)
Mehr über Christian Dietrich Grabbe auf kultturkenner
Bernard Sobel im Gespräch mit Libération (FR)
Rezension auf Sophie Jouberts Blog (FR)…
… und auf dem Blog Théâtre et Balagan von Jean-Pierre Thibaudat (FR)

BONUS
Interview mit Bernard Sobel


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