Wer ist der Schuldige?
Der japanische Komponist Toshio Hosokawa und Erzähler Marcel Beyer zeigen in der Oper Stuttgart, wie impulsiv und unerschütterlich grausam die Meinung einer Menschenmenge sein kann. Auf der ständigen Suche nach einem Schuldigen, nehmen sie einem Kind seine Eltern und verwandeln die Welt in ein Chaos.
Auf einer Erzählung des Schriftstellers Heinrich von Kleist basierend, lernen wir in dieser Oper einen Jungen namens Philipp kennen. Seine Eltern, beide aus unterschiedlichen sozialen Klassen, versuchen sich über die Ansichten der Gesellschaft hinwegzusetzen und ihre Liebe auszuleben. Seine Mutter wird dafür zum Tode verurteilt, sein Vater ist daraufhin dem Selbstmord nah. Ein plötzlich eintretendes Erdbeben verhindert ihren Tod und sie finden wieder zueinander. Doch die schäumende Meute sucht einen Schuldigen für die Katastrophe und findet sie in der anstandslosen Lebensweise des Paares…
Toshio Hosokawa und Marcel Beyer erzählen diese tragische Geschichte aus der Sicht des Kindes. Jahre später erfährt er von seinen Adoptiveltern die Wahrheit über seine Mutter und Vater, und beginnt in dargestellten Träumen, ihr Leben zu rekonstruieren.
Wie viele Male hat sich eine solche Geschichte wohl schon auf dieser Erde abgespielt? Wie oft wird dieses noch vorkommen? Wann wird diese scheinbar unendliche giftige Quelle versiegen, die aus anderen Menschen vermeintliche Richter macht? Eine Oper, die den Nerv der Zeit trifft.
Nach Heinrich von Kleists Erzählung Das Erdbeben von Chili
Sylvain Cambreling, musikalische Leitung
Jossi Wieler & Sergio Morabito, Regie und Dramaturgie
Christoph Heil, Chor und Kinderchor
Mit Esther Dierkes, Dominic Große, Sophie Marilley, André Morsch, Josefin Feiler, Torsten Hofmann
Staatsopernchor Stuttgart, Kinderchor der Oper Stuttgart, Staatsorchester Stuttgart
Foto: A. T. Schäfer