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Richard Wagners Rheingold in der Staatsoper Stuttgart

 

 

Wenn am Beginn des Ring des Nibelungen die Fluten des Rheins aus einem einzigen Ton entstehen, klingt es, als folgte die Welt einer unerschütterlichen elementaren Ordnung.

 

Doch bereits nach wenigen Minuten verortet Wagner in ihr einen folgenschweren Sündenfall: die Verfluchung der Liebe und den Raub des Goldes durch Alberich. Auch oberhalb des Wassers erweist sich die Welt nicht als krisenfrei: ein unbezahlbarer Prestigebau, dubiose Verträge, verschuldete Geschäftspartner, Frauen als pfändungsfähiges Eigenkapital – das gesamte mythische Personal, allen voran Göttervater Wotan, steckt in bedenklichen Familien- und Geschäftsbeziehungen. Und jede*r verstrickt sich mit jedem Handlungsschritt und jedem neuen musikalischen Motiv noch tiefer.

Als Wagner die Komposition seiner Ring-Tetralogie in Angriff nahm, hatte er nichts weniger im Sinn als eine Kritik der menschlichen Vergesellschaftungsformen. Und er erzählte unter tollkühnem Mythen-Recycling eine weitgespannte Geschichte von Weltentstehung und -untergang, aufzuführen und anzuschauen von den aus ökonomischen Zwängen befreiten Menschen einer späteren Zeit. Ob wir uns als eben jene betrachten dürfen, sei dahingestellt.

Die Staatsoper Stuttgart nimmt das Angebot Wagners, auf vielfältige Weise von den Tiefenstrukturen sozialer Beziehungen zu erzählen, auf jeden Fall ein weiteres Mal an. Stephan Kimmig legt in seiner Inszenierung des „Vorabends“ die kolportagehaften und clownesken Züge der Jagd nach dem Ring frei. Im panikgetriebenen Versuch, den eigenen Vorteil zu retten, legen die Gegenspieler*innen einander immer wieder herein und aufs Kreuz – mit fadenscheinigen Tricks und mit schwindelerregenden Volten.

Ein gespenstisches Variété, ein Alptraum oder die wirkliche Welt? Wo läge genau der Unterschied? Allerdings könnte die Mahnung der Urmutter Erda, dass der eingeschlagene Weg in die Zerstörung führt, diesmal zum Erwachen aller führen. Dann wäre trotz dieses Anfangs vielleicht gar kein Ende nötig.


Praktische Informationen

  • Vorabend des Bühnenfestpiels Der Ring des Nibelungen in vier Bildern
  • In deutscher Sprache
  • Die genauen Uhrzeiten werden noch bekannt gegeben.
  • Weitere Informationen auf der Website der Staatsoper Stuttgart: www.staatsoper-stuttgart.de

 

Foto: M. Baus


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