Ein Aufruf
Joël Pommerats mehrfach ausgezeichnetes Theaterstück Ça ira (1) Fin de Louis ist ein Appel, den Diskurs über die Wertigkeit einer Demokratie stets weiterzuführen. Weil es uns alle angeht.
Ich sah dieses Theaterstück ein paar Tage nach den Pariser Attentaten. In einem großen Saal, in der Mitte platziert, versuchte ich die Gedanken auf die Bühne zu lenken. Was daraufhin passierte, traf mich bis ins Mark. Auf der Bühne, in den Zuschauerreihen erhoben sich die Schauspieler und führten uns in die Zeit kurz vor der Französischen Revolution:
Der König ist kaum zu einer Entscheidung fähig; den Menschen steht das Wasser bis zum Hals. Die erste Nationalversammlung wird einberufen; Reformen sollen gegründet werden. Doch Fragen wie: „Was steht jedem Individuum, abseits von Rang und Titel, zu?“ spalten die jeweiligen Vertreter. Daraufhin bricht das heute so historisch wichtige Feuer aus…
Fragen drangen laut und direkt an mein Ohr: In welcher Gesellschaft wollen wir leben? Wer hat das Recht, Entscheidungen zu treffen? Wann und wie dürfen wir uns auflehnen? Die Luft knisterte, ein Kloss im Hals machte sich breit. War dies denn nicht etwa genau das, was mir seit Tagen durch den Kopf ging?
Brillant werden hier die Grundsteine eines Zusammenlebens präsentiert. Die Schauspieler überschlagen sich, setzen sich ein, nehmen jeden einzelnen Zuschauer mit in dieses aus Fragen bestehende Komplex und erinnern uns daran, dass der Diskurs über Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit auch in heutiger Zeit noch lange nicht beendet ist. (J.L.)
Mit
Saadia Bentaïeb, Agnès Berthon, Yannick Choirat, Eric Feldman, Philippe Frécon, Yvain Juillard, Anthony Moreau, Ruth Olaizola, Gérard Potier, Anne Rotger, David Sighicelli, Maxime Tshibangu, Simon Verjans, Bogdan Zamfir
Foto: Elizabeth Carecchio
Bonus
Einen ARTE-Dokumentarfilm über Joël Pommerat