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Mit seiner Inszenierung des Buches Der Streik von Ayn Rand hinterfragt Nicolas Stemann das Konzept der Solidarität

 

In seiner ersten Inszenierung in der Schiffbau-Halle stellt Nicolas Stemann die Frage, ob Solidarität eine Einbahnstraße ist und was genau eine Gemeinschaft zusammenhält. Oder eben auseinanderfliegen lässt.

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„Die kapitalistische Wirtschaftsordnung braucht diese rücksichtslose Hingabe an den Beruf des Geldverdienens.“ (Max Weber)

 

Seit Der Streik von Ayn Rand 1957 unter dem Originaltitel Atlas Shrugged erschien, gilt es in den USA als das meist gelesene und wohl auch einflussreichste Buch nach der Bibel. Rand beschreibt, wie ausgerechnet die Elite, die Wohlhabenden und Mächtigen, sich der traditionellen Instrumente der Linken bedienen und in den titelgebenden Streik treten – aus Protest gegen die kreativitäts- und exzellenzfeindliche Gleichmacherei des liberalen Sozialstaats.

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Als alte Frau wird Ayn Rand selbst auf die Leistungen der staatlichen Sozialversicherung zurückgreifen müssen, doch noch als Fünfzigjährige schreibt sie das romaneske Glaubensbekenntnis der Leistungselite und propagiert darin eine Gesellschaftsordnung, in der Wettbewerb den Einzelnen zu Höchstleistungen anspornt und der Leistung Einzelner ebenso wenig Grenzen gesetzt sind wie dem Streben nach Reichtum. Der Egoismus der Wenigen führt zum Wohlstand der Vielen – d.h. er ist nicht nur subjektiv vorteilhaft, sondern auch im Sinne aller moralisch geboten. Solidarität hingegen schränkt das Potential des Einzelnen ein und ist deshalb moralisch verwerflich.

Nicolas Stemann wagt eine Re-Lektüre dieses unter den Vorzeichen des Kalten Kriegs entstandenen Romans und den Abgleich mit einer gesellschaftlichen Gegenwart, die je nach Blickwinkel als aggressiver Neoliberalismus oder als überreglementierter «Semi-Sozialismus» (Peter Sloterdijk) beschrieben wird.

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BESETZUNG

Inszenierung Nicolas Stemann
Bühne Jelena Nagorni
Kostüme Marysol del Castillo
Musik Thomas Kürstner, Sebastian Vogel
Puppenspiel Felix Loycke, Florian Loycke
Video Claudia Lehmann
Dramaturgie Katinka Deecke, Laura  Paetau
Theaterpädagogik Katarina Tereh
Audience Development Marco Jenni

Mit: Alicia Aumüller, Thelma Buabeng, Sachiko Hara, Thomas Kürstner, Kay Kysela, Daniel Lommatzsch, Felix Loycke, Matthias Neukirch, Burkhard Niggemeier, Sebastian Rudolph, Sebastian Vogel


PRAKTISCHE INFORMATIONEN

  • Schweizer Erstaufführung: 12. Januar 2020, Schiffbau-Halle
  • Empfohlen ab 16 Jahren
  • Einführung 30 Min. vor der Aufführung am 14.01., 16.01., 17.01., 18.01., 20.01. und 22.01.
  • Weitere Informationen auf der Website des Schauspielhaus Zürich: www.schauspielhaus.ch

 

Fotos: Gina Folly


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