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Versuch der Gerechtigkeit

Der niederländische Performance-Künstler Yan Duyvendak und der katalanische Regisseur Roger Bernat bringen in ihrem modernen Hamlet auch professionelle Gerechtigkeitsexperten auf die Bühne.

Auf der Bühne steht ein junger Mann. Eigentlich steht er vor einem hohen Gericht – und versucht, sich dafür zu rechtfertigen, dass er den Vater seiner Freundin erstochen hat. Der Name des überführten Jugendlichen ist Hamlet; die Freundin heißt Ophelia, das Opfer Polonius. Beisitzer, Kläger, Verteidiger und Publikum hören gleichermaßen gebannt zu bei der richterlichen Befragung des Angeklagten und der Zeugen. 
Neu verhandelt wird einer der berühmtesten Mordfälle der Literaturgeschichte – ein Prozess um Sein oder Nichtsein, um Wirklichkeit und Schein. Und dem Betrachter des Stücks stellt sich allmählich die Frage, ob er sich im Theater oder in einem Gerichtssaal befindet. Denn Please, Continue (Hamlet) vermischt Shakespeares Tragödie mit einem realen Fall. Und in diesem Gerichtsfall ist fast alles echt. Denn nur Hamlet, seine Mutter Getrude und Ophelia werden von Schauspielern gespielt. Richter, Staatsanwalt, Verteidiger und Experten üben diese Funktion alle auch im wirklichen Leben aus. Ein paar Zuschauer werden zu Geschworenen – und die haben bei den bisherigen Aufführungen in Frankreich, Belgien und Holland ganz unterschiedliche Urteile zum immer gleichen Tatbestand gefällt.
Es geht dem niederländischen Theater- und Performancekünstler Yan Duyvendak und dem katalanischen Regisseur Roger Bernat auch nur bedingt um Shakespeares Stück. Vielmehr interessieren sie sich für die realen Mechanismen, Regeln und Gesetze, nach denen die Gerichtsbarkeit hier und heute funktioniert. (ewe)

Foto: Pierre Abensur


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