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Oh, du grausame Geschichte.

Claire Audhuy berichtet in ihrer neuen Kreation von einem jungen Poeten und dem Besuch des Roten Kreuzes im Ghetto Theresienstadt. 

 

Im Juni 1944 besuchte eine Kommission des Internationalen Roten Kreuzes Theresienstadt, um sich ein Bild von der Behandlung der Juden durch die Nazis zu machen. Sie fanden ein hübsches, frisch gestrichenes Ghetto vor, mit einem Theater, Schulen, Krankenstationen. Äusserst zufrieden kehrten sie in ihre Länder zurück…

Claire Audhuy zeigt die Realität des Besuches in ihrer neuen Kreation. Wie tausende Gefangene aufgrund ihres geschwächten Zustandes nach Auschwitz transportiert wurden, wie der Älteste unter ihnen gezwungen wurde, den Bürgermeister zu spielen (natürlich mit einem Lächeln auf dem Gesicht), um daraufhin ebenfalls und nur ein paar Tage später hingerichtet wurde. Zu Marionetten wurden die Gefangenen umgewandelt, achtsam wiederholend, was die Kommandanten ihnen eingebläut hatten; hinterher wurden ihnen die Fäden abgeschnitten. Freier Fall ins Nichts. In den Tod. 

Unter ihnen befand sich der Junge Hanus, welcher durch sein poetisches Gespür unter den Gefangenen auffiel. Er schrieb ein Theaterstück, in welchem niemand Angst vor dem Tod hat, ja ihm sogar ins Gesicht lacht. Seine Spur verschwindet ebenfalls in den offiziellen Aufzeichnungen. Es ist bekannt, dass er mit 15 Jahren nach Auschwitz deportiert wurde. Seine Gedichte allerdings blieben den Gefangenen in Erinnerung. 

Claire Audhuy fand sein Theaterstück in den Archiven. In ihrer Kreation werden im ersten Teil die Zuschauer, wie die Kommission, durch das Ghetto geführt, um anschliessend an der Aufführung des jungen Hanus teilzunehmen. 

Ein solches Stück zeigt, wie wichtig es ist, sich nicht vor dem Thema des Holocaust zu scheuen, seinen Gefühlen dies betreffend gegenüberzutreten, zu begreifen, wie fundamental es ist, darüber zu sprechen, es mit jungen Menschen zu diskutieren. Denn, auch wenn es uns schwer fällt dieses Kapitel unserer Geschichte zu begreifen, so müssen wir uns doch aktiv damit auseinandersetzen. Schliesslich wurden Millionen denkende, kreative, unschuldige, einst glückliche Menschen buchstäblich ausgelöscht – Menschen, die wie Hanus, ein Recht auf ein unbeschwertes, an Erfahrungen reiches Leben hatten. 

 

Nach dem Stück On a besoin d’un fantôme von Hanuš Hachenburg

Mit den Marionettenspielern

Marie Hattermann, Célia Constantinesco et Sylvain Juret

& den Marionetten

Musik: Gabriel Mattei

Jaime Olivares („Eldorado Terezin“) et Léa Haouzi ( „On a besoin d’un fantôme“)

 

Die Webseite Rodéo d’âme [FR]


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