Inspiriert von Bob Dylans Moment des Zögerns während der Aufnahme von We are the World, öffnet Let’s hear it for the Boy von Emi Miyoshi & SHIBUI Kollektiv einen Raum für männliche Verletzlichkeit. In einer Zeit, in der die Geschlechtergrenzen durchlässiger werden, während zugleich alte Rollenbilder wieder an Einfluss gewinnen, nähert sich die Freiburger Choreografin – als einzige Frau im künstlerischen Team – dem Thema bewusst von außen an. Mit neugierigem Blick und empathischer Haltung interpretiert sie nicht, sondern durchdringt – roh, direkt, unverstellt.
Im Zentrum steht der Moment des Übergangs: vom Atem zur Stimme, von Spannung zum Ausdruck, vom Jungen zum Mann. Jener fragile Augenblick, in dem Unsichtbares sichtbar und Verletzlichkeit hörbar wird. Der japanische Begriff »nodo botoke«, wörtlich »Kehl-Buddha«, macht den Adamsapfel zum poetischen Symbol für Reifung und verborgene Verwundbarkeit – dort, wo Stimme entsteht, und stockt.
Gemeinsam mit dem renommierten Theaterregisseur Tom Schneider (FARN Kollektiv), der die Musik für das Stück komponiert hat, und Dramaturg Edan Gorlicki (INTER-ACTIONS) schafft Miyoshi im Kammertheater ein intimes, immersives Setting: Zwei Tänzer und das Publikum teilen sich einen Raum, in dem inneres Erleben, äußerer Ausdruck und gesellschaftliche Zuschreibungen aufeinandertreffen – und in dem Verletzlichkeit als eine verbindende Kraft für Veränderung erfahrbar wird.