Leben ohne zu lieben?
Nach den Leiden des jungen Werther, folgt nun das Unglück der Katja Kabanowa. In Nancy von Philipp Hammelmann inszeniert, siegt der soziale Kontext über die Leidenschaft.
Ein gefangener Vogel sehnt sich nach dem Fliegen. Katja lebt unterdrückt in einem gesellschaftlichen Gefängnis, welches von ihrer schrecklichen Stiefmutter Kabanikha beherrscht wird. Eines Tages, als ihr Ehemann Tikhon außer Haus ist, lässt sie sich von Boris befreien, welcher sie abgöttisch liebt. Doch die zarte Katja ist zwischen ihrem eigenen Wunsch nach Freiheit und dem sozialen Druck hin-und hergerissen. Ein unerwartetes Aufeinandertreffen zwischen den sich Liebenden, dem Ehemann und der Stiefmutter kündigt eine Wendung an, dessen Ausgang Sie sich wohl lebhaft vorstellen können…
In einer seiner glücklichsten Stunden (dank der Begegnung mit der Muse Kamila Stösslova) zeigt Katja Kabanowa Janaceks Interesse an der Darstellung weiblicher Figuren, genau wie Emilia Makropoulos oder Jenufa. An der Spitze seiner Kunst angekommen, liefert der Komponist hier ein an Gefühlen überschwappendes Werk. Das Libretto selbst schreibend, engt er die Intrige des Stückes von Ostrovski, seiner Inspirationsquelle, ein und kreiert damit eine Geschichte, die unter zwei Stunden eine besondere dramatische Stärke aufweist.
Musikalische Leitung: Mark Shanahan
Inszenierung: Philipp Himmelmann
Katja: Helena Juntunen
Tikhon: Eric Huchet
Kabanikha: Leah-Marian Jones
Boris: Peter Wedd
Dikoï: Aleksander Teliga
Koudriach: Trystan Llŷr Griffiths
Varvara: Eléonore Pancrazi
Glacha: Caroline MacPhie
Kouliguine: David Ireland
Fiekloucha: Marion Jacquemet
Eine Frau: Valérie Barbier
Ein Mann: Taesung Lee
Chor der Opéra National de Lorraine
Symphonieorchester Nancy
Foto: Heikki Tuuli