Rache durchdringt mein Herz
Im Staatstheater Mainz wird ein literarischer Stein auf die Bühne geholt: Friedrich Hebbels Nibelungen. Mit Puppen und einer talentierten Besetzung wird über die Bedeutung des Werkes in unserer Geschichte gesprochen. Heroismus, Wahn, Rache – ein wortwörtlich deutsches Trauerspiel.
König Gunther geht in den Fluren seines Wormser Schlosses auf und ab. Ihm ist langweilig. Da wird ihm eines Tages von der unbesiegbaren Brunhild berichtet und es trifft sich, das kurze Zeit später der heroische Siegfried am Hofe hält und von seinen glorreichen Taten berichtet. Sein Blick streift Kriemhild, die Schwester des Königs und beide Männer schließen einen Pakt: Wenn Siegfried Gunther hilft, Brunhilde zu erobern, bekäme er Kriemhild. Es gelingt tatsächlich (wenn auch durch eine Schummelei). Sind nun alle glücklich? Nein, denn ab diesem Zeitpunkt tropfen Rachegelüste und Blut durch die Wände des Schlosses…
Die Nibelungen sind für die deutsche Literatur ein unüberwindlicher Stein: an ihnen kommt man nicht vorbei. In Mainz widmet sich nun der Theatermacher Jan-Christoph Gockel dieser Erzählung, dem Blutbad, der Verschwörungen, der blinden Rache und dem Ausnutzen der Macht. Vernunft wird hier unter dem Absatz zerdrückt.
Zugleich überzieht dieses Werk die deutsche Geschichte und thront über Schreckenszeiten, in denen Heldentum in Marmor gemeißelt wurde. So ist diese Kreation nicht nur die Abhandlung eines literarischen Schauspiels, sondern ein Blick in unsere Vergangenheit.
Jan-Christoph Gockel, Inszenierung
Michael Pietsch, Puppen
Mit
Sebastian Brandes, Henner Momann, Michael Pietsch, Julian von Hansemann, Lorenz Klee, Nicolas Fethi Türksever, Monika Dortschy, Anika Baumann, Leoni Schulz, Andreas Catjar, Armin Dillenberger, Martin Herrmann, Johannes Schmidt
Foto: Andreas Etter