Theaterfestival Bern 2019
Wir kommunizieren ohne Ende. Aber kommunizieren wir miteinander oder kommunizieren wir uns nicht eher einfach an? Auch wenn viele der neuen Medien auf Diskussion ausgelegt sind, sind sie doch eher Depots für hingeschleuderte Meinungen. Da macht sich kaum jemand die Mühe, etwas Gesagtes aufzunehmen und ein Gegenargument zu entwickeln. Oder wann hatten Sie das letzte richtig gute Streitgespräch? Wann haben Sie das letzte Mal wirklich zugehört? Wann haben Sie das letzte Mal etwas von einer Freundin erfahren, was Sie noch nicht wussten? Wann haben Sie das letzte Mal einen Fremden angesprochen?
Die 14 eingeladenen Produktionen haben alle viel zu sagen über das Reden. Es geht ums Erklären, ums Rappen, ums Verhandeln und Zustimmen, um Tatsachen und Gerüchte, um lautlose Kommunikation und um unkontrollierte Laute – und nicht zuletzt auch um den Moment, wo Worte nicht weiterhelfen. Dabei wird offensichtlich: Kommunikation ist auch Wissenstransfer. Wer miteinander spricht, lernt von einander. Die Künstler*innen kommen aus England, Frankreich, Deutschland, Polen, Mexiko, Estland, Neuseeland, Belgien und der Schweiz. Sie können sich also auf ein multilinguales Festival in Deutsch, Englisch, Spanisch, Französisch, Polnisch und in Gebärdensprache freuen. Keine Angst, für Verständlichkeit ist gesorgt.
Damit Sie nicht nur passiv zuschauen müssen, können Sie sich an vier Crashkursen kommunikationsrelevantes Wissen aneignen – vom Argumentieren gegen Stammtischparolen bis zum gendergerechten Diskutieren. Und an fünf Konversationen können Sie dann so richtig aktiv werden und reden, was das Zeug hält.
Aber selbstverständlich wird es auch viel Gelegenheit geben, sich völlig form- los auszutauschen. Zum Beispiel jeweils Samstag- und Sonntagnachmittag bei Kaffee und Kuchen im Festivalzentrum in der Grossen Halle der Reitschule. In der frisch renovierten Halle entsteht in diesem Jahr ein XL-Festivalzentrum! Neben Bar, Restaurant, den Crashkursen und den Konversationen gibt es hier auch drei Produktionen, einen Film, ein Podium und vier Konzerte zu sehen. Und selbstverständlich können Sie zu später Stunde noch das Tanzbein schwingen. Irgendwann ist ja dann auch genug geredet.
Eingeladen, sich den Mund fusselig zu reden:
- WORKTABLE von Kate McIntosh (Brüssel / Wellington)
- Yes but No vom Maxim Gorki Theater Berlin / Yael Ronen (Berlin / Tel Aviv)
- Stand Up, Sit Down, Roll Over von Touretteshero (London)
- Me, My Mouth & I, ein BBC-Dokfilm
- This Dick Ain’t Free von Christoph Fellmann & Martin Baumgartner (Luzern)
- £¥€$ von Ontroerend Goed (Gent)
- Un Faible Degré d’Originalité von Antoine Defoort (Lille)
- Given that von Spieleberatung (Hamburg / Bern)
- Workshop von Mat Kangro, Johan Ulfsak, Eero Epner (Tallinn)
- Jeden Gest vom Nowy Teatr (Warschau)
- The Colours of Hope vom Masterstudiengang Expanded Theater der Hochschule der Künster Bern & Alexander Giesche & Regula Schröter (Bern / München / Bremen)
- Tijuana von Lagartijas Tiradas al Sol (Mexiko Stadt)
- Girl From The Fog Machine Factory von Thom Luz (Zürich)
- Crazy but True von Ant Hampton (London / Berlin)
Rahmenprogramm, damit Sie sich den Mund fusselig reden:
- Konversationen
- Crashkurse
- How do you dou? #4: Representation & Appropriation mit dem Lab für Tanz-und Theaterschaffende
Bild: Festival
Weitere Informationen
- Interview #szenikmag mit Thom Luz zu Girl From The Fog Machine Factory