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Der Hase im Bau

Mit einer Stimme, die nicht an Kraft eingebüßt hat, konfrontiert uns Neil Young ebenso mit der Geschichte wie auch mit der Gegenwart des ewigen Pop. 

Neil Young gehört vermutlich zu den am wenigsten erfassbaren Persönlichkeiten in der Geschichte der Popmusik. Klar kennt man so einige, die mehr oder weniger erfolgreich bemüht waren, ihre Spuren zu verwischen, und andere, die wiederum ihre Eigenart kultiviert haben. Dann gibt es noch diejenigen unter den Künstlern seiner Generation, die vielleicht in der Frustration geendet sind. Aber nichts von alldem trifft auf ihn zu: Er hat sich nie berufen gefühlt, sich als Außenseiter oder Pionier zu positionieren, aber er hat sich den Willen bewahrt, die Grenzen des Rock, seines Rock, der weit von jedem Intellektualismus entfernt ist, unermüdlich und mit verblüffender Inbrunst immer weiter auszureizen.
Wer ihn bei seinem letzten Auftritt in Colmar 2008 erlebt hat, wird bestätigen können: Wenn er, der nicht so einsame Loner, vor allem im Beisein seiner Band Crazy Horse auf der Bühne steht, sucht er dem Rock das Animalische zurückzugeben; seine schönsten Folkballaden wie seine elektrolastigen Songs haben etwas Primitives. „Will man einen Hasen fangen, muss man ihn in seinem Bau aufsuchen“, sagt er gerne. Über die Trivialität dieser Aussage und eines  wahrscheinlich spaßigen Doppelsinns in Anspielung an Lewis Carroll hinaus, bringt dies seine Überzeugung klar zum Ausdruck. Sie fordert den Künstler – ebenso wie den Hörer – dazu auf, zum Wesenskern seiner selbst zurückzukehren, zu seiner eigenen Primitivität, um das weite Feld der Kreativität zu begreifen. (E.A.)

Foto: Neil Young in 1970

Konzert im Rahmen der Foire aux Vins in Colmar, siehe auch unser Artikel und Video

[Video] Heart of Gold live, 1971
[Video] Ohio live, 2014

BONUS
Interview mit Neil Young, 2014 (EN)


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