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Spiegeltheater

 

Die Kreationen Anne-Cécile Vandalems bringen ihr Talent als Alles-Könner zum Vorschein. Sie schreibt die Texte, inszeniert und spielt sie. Tristesses, welches letztes Jahr im IN des Festival d’Avignon laut applaudiert wurde, ist ein wunderbares Beispiel ihrer erstaunlichen Energie und ihrer vielseitigen Talente.

 

Von Beginn an gibt der szenische Aufbau den Ton an. Ein dämmerndes Licht, ein paar Häuser aus Holz bilden den öffentlichen Raum, die Privatbereiche werden durch Kameras sichtbar.

Wir befinden uns auf „Tristesses“ (Traurigkeiten), einer Insel weit entfernt von Dänemark, welche durch die Schließung des Schlachthofes, bis dato Hauptarbeitgeber für die Einwohner, verlassen scheint. Von den hundert Einwohnern sind nur noch acht zurückgeblieben: der Bürgermeister, seine Frau und ihre zwei Töchter, der Pfarrer und seine Frau, Ida und Käre Heiger, ehemaliger Direktor des Schlachthofes und Begründer der nationalistischen Partei „Réveil populaire“ (völkisches Erwachen). Eines Tages wird Ida, tot, an der dänischen Flagge aufgehängt, vorgefunden. Selbstmord. So beginnt der Krimi, der schnell politische Dimensionen mit dem Erscheinen der Tochter des Ehepaares, Martha, annimmt (diese wird von Anne-Cécile Vandalem persönlich interpretiert). Martha hat die Leitung ihres Vaters in der nationalistischen Partei übernommen (erinnert Sie das an jemanden?). Nun ist sie wieder zurück, in ihrer Heimat und muss ihre Mutter begraben. Doch damit nicht genug. So entscheidet sie den ehemaligen Schlachthof in ein Filmstudio umzubauen, um dort Propaganda-Filme für ihre Partei zu drehen. Dafür benötigt sie allerdings die Zustimmung aller Einwohner.

In diesem Mikrokosmos auf der Insel Tristesses erlebt der Zuschauer den Aufstieg der extremen Rechten, welche die Machtlosigkeit unserer Gesellschaften manipuliert, um so ihren Diskurs verstärkt zu verbreiten. So wie ein Spiegel der Traurigkeiten unserer Epoche, enthält diese Inszenierung von Anne-Cécile Vandalem sogar eine Prise Humor.

(C.I.)

Konzept, Text und Inszenierung
: Anne-Cécile Vandalem
Mit: Vincent Cahay, Anne-Pascale Clairembourg, Epona und Séléné Guillaume, Pierre Kissling, Vincent Lécuyer, Didier de Neck, Catherine Mestoussis, Jean-Benoit Ugeux, Anne-Cécile Vandalem, Françoise Vanhecke

 

Foto: Christophe Engels

  • Weitere Informationen auf der Homepage der Kompanie Das Fräulein 

      www.dasfrauleinkompanie.com

 


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