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Handspiel

Tanz der Hände auf den Großbildschirm projiziert: Die Choreographin und der Regisseur Jaco van Dormael spielen die Erinnerungen von winzigen Leben nach.

Was bleibt letztendlich von unserem Leben? Welches Bild bleibt auf unserer Netzhaut eingebrannt, wenn unser letztes Stündlein schlägt? Für Thomas Gunzig, dem Autor des Textes von Cold Blood, läuft nicht unser ganzes Leben vor unseren Augen ab, kurz bevor wir sterben, sondern ein einziges Bild und der Rest verschwindet.
Also, welches? Nach dem Schauspiel Kiss & Cry, das im Jahr 2011 einen weltweiten Erfolg feiern konnte, spielt das Handballett unter der Leitung der Choreographin Michèle Anne De Mey und des Regisseurs Jaco van Dormael die prägenden Szenen eines Lebens nach. Oder eher die unbedeutenden Szenen eines Lebens, denn die Schönheit kann sich auch auf einer nebligen Straße, die man eines Nacht zufällig nimmt, in einem vergnüglichen Abend oder in einem Drive-in verstecken, den man in der Zwischenzeit völlig vergessen hat, der sich aber ins Unterbewusstsein eingebrannt hat und uns all die Jahre gefolgt ist.
Die Künstler knüpfen hier an Kiss & Cry an: eine Drehbühne mit Miniaturdekorationen, auf der die Szenen von den Händen der Interpreten nachgespielt werden und gleichzeitig auf einen großen Bildschirm projiziert werden. Cold Blood ist wieder einmal ein Schauspiel, das vor optischen Entdeckungen überquillt, dessen Prinzip an sich für Vergnügen sorgt, aber das einen sensiblen und wohlwollenden Blick auf unsere winzigen und doch so kostbaren Leben wirft. Überwältigend und höchstoriginell. (S.D.)

 

Photo © Julien Lambert


Etiketten:KVS - Tanz

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