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Pforzheim – Vivaldis Meisterwerk in der Gegenwart: Interview mit dem Choreografen Guido Markowitz

Guido Markowitz

Sie sind wohl das bekannteste Werk von Antonio Vivaldi: Die vier Jahreszeiten aus dem Jahr 1725  – vier herrliche Violinkonzerte, die grelle Blitze und lauten Donner, sanfte Frühlingswinde und lähmende Hitze, das poetische Blätterrauschen und das klirrende Frieren des Wassers musikalisch hörbar machen.
Der Mensch, der lebt, lieb, feiert und vergeht: Auch er ist in Vivaldis barocker Meisterkomposition zutiefst gesehen und ein Grund für Guido Markowitz nach seinem fulminanten Mozart-Requiem im Jahr 2018, mit Die Vier Jahreszeiten im Theater Pforzheim erneut nach einem Klassiker zu greifen.

Das Interview führt Alexandra Karabelas-Haacke, Referentin der Ballettdirektion des Theater Pforzheim.

Herr Markowitz, warum machen Sie aus Die vier Jahreszeiten ein Ballett?

G. Markowitz: Mich hat Vivaldis Komposition begeistert. Wie ich dann die Rekomposition von Max Richter aus dem Jahr 2012 gehört habe, empfand ich dessen Musik als derart emotional dass ich diese unbedingt umsetzen wollte, in dem Bewusstsein dass diese starke Musik ebenso starke Bilder braucht. Diese Herausforderung hat mich am meisten gereizt: dass mein neues Ballett bildgewaltig und emotional sein muss.

Auf was darf sich Ihr Publikum einstellen?  

G. M.: Auf Bilder, die uns die Jahreszeiten nahe bringen, das klar, aber ich reflektiere den Ablauf der Jahreszeiten unter einem ernsten Aspekt. So sieht man oft am Ende eines Jahres, was sich verändern musste oder was geblieben ist.

Wir sind alle Menschen, die in ihrem Leben schon einmal Orte oder Momente erlebt haben, an denen man gespürt hat, dass man nicht mehr bleiben kann sondern gehen muss weil Dinge, Beziehungen oder Landschaften kaputt und verloren gegangen oder gar zerstört worden sind.

Man steht quasi vor den Bruchstücken eines Jahres – seien es Bruchstücke in Natur und Umwelt oder im Privatleben.  Das geht an die Sustanz.

Hat Sie Max Richters Rekomposition von Vivaldis Meisterwerk zu diesem Ansatz inspiriert?

G.M.: Max Richter hat Vivaldis Violinkonzerte vorsichtig in unsere Zeit transportiert und sie dadurch in einer Weise verjüngt dass sie Gefühle von uns Menschen heute ansprechen. Vivaldis Komposition wurde dadurch noch reicher – etwa indem Richter  mit elektronischen Einspielern oder den Tempi gespielt hat, und das hat mich fasziniert. Dadurch haben sich andere Empfindungswelten und damit Kreationsräume geöffnet. Das wird man sehen können.

Die vier Jahreszeiten
Ein Ballett von Guido Markowitz
Ab dem 25. Januar 2020 im Theater Pforzheim

Mit Mei Chen, Stella Covi, Fabienne Deesker, Alba Valenciano Lopez, Selene Martello, Eleonora Pennacchini, Mariana Filipa Rodrigues Romao, Elias Bäckebjörk, Yannis Brissot, Alex Ferro, Abraham Iglesias Rodriguez, Willer Goncales Rocha, Dario Wilmington, Bae Hyeon Woo

Badische Philharmonie Pforzheim

Musikalische Leitung Alexandros Diamantis
Choreografie und Inszenierung Guido Markowitz
Bühnenbild und Videoinstallation Philipp Contag-Lada
Kostüme Marco Falcioni
Dramaturgie Alexandra Karabelas

Fotos: S. Haymann, Andrea D’Aqunio

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