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szenik inmitten einer wunderbaren Gesellschaft

Zum ersten Mal findet in Reims das Festival La magnifique Society statt. Die eingeladenen Künstler, das Rahmenprogramm und der Veranstaltungsort werden die Pflaster der gemütlichen Stadt zum Tanzen bringen. Sechs Tage lang Musik und eine Stimmung auf höchstem Niveau! Klingt das nicht besser als jeder Maibaumtanz? Szenik sprach vorab mit Cédric Chéminaud, dem künsterlischen Leiter und Veranstalter der Cartonnerie, über die Entstehung und Intentionen des Festivals. See you in Reims! 

Cédric, wie ist das Festival entstanden?
Die Idee zum Festival kam uns durch Elektricity, ein von Yuksek im Jahre 2003 gegründetes Festival, das die Cartonnerie zehn Jahre lang organisiert hat. Es handelte sich dabei um eine Veranstaltung zu Saisonbeginn in Reims. Vor drei Jahren hat das neue Team der Cartonnerie begonnen, die vergangenen Ausgaben des Festivals zu analysieren. Dabei haben wir uns gefragt: Wie können wir das Festival weiterentwickeln? Wir sahen uns mit mehreren Problematiken konfrontiert, wie zum Beispiel dem Austragungsort (der Platz vor der Kathedrale), der geringen Anzahl an Gruppen, der begrenzten Zuschauerkapazität… Also beschlossen wir das Festival auszubauen und es mehr an unsere Arbeit in der Cartonnerie anzupassen. Durch die zeitliche Vorverlegung in den Mai und den Ortswechsel in einen Park, einem wesentlich gemeinschaftlicheren Ort, konnten wir am Publikumsempfang arbeiten und ein üppigeres Programm kreieren.

Warum wurde das Festival ausgerechnet in den Mai verlegt?
Das Festival im Mai auszurichten, erlaubt uns unter den ersten Freiluftveranstaltungen des Jahres zu sein. Mit Elektricity befanden wir uns schon im Oktober; meist haben die Leute da mit anderen Dingen zu tun, Schulanfänge oder Steuererklärungen. Die Monate Mai und Juni sind viel offener, gemeinschaftlicher und eignen sich perfekt für ein solches Festival.

Wie sind Sie auf die Idee zu „La magnifique society“ gekommen?
Der Name ist im Team entstanden, denn so funktionieren wir hier. Alle hier ausgeführten Projekte entstehen durch eine enge Zusammenarbeit. Wir brauchten ungefähr sechs bis acht Monate, um diesen Titel zu finden; viele Ideen haben wir wieder fallen lassen! Doch der rote Faden, nämlich das Zusammensein und das Ausleben einer gemeinschaftlichen Erfahrung, war stets vorhanden. Wir dachten stets an die Schlagwörter Gesellschaft, social club und den Ort, den Parc de Champagne. Das ist wirklich ein fantastischer Park! Auf der Suche nach Austragungsorten haben wir uns buchstäblich in den Park verliebt. Der Name steht für all das: für die Werte, die wir verteidigen und während des Festivals ausleben wollen und diesen herrlichen Parc de Champagne.

Prima Idee, das Festival nach der Abgabe der Steuererklärung zu veranstalten; da kann man die Ängste gleich abschütteln und sich den Kopf frei tanzen.
Und genau das ist die Idee! Mit Elektricity befanden wir uns in einer Periode, in der alle ihr Portemonnaie für die Steuern zücken müssen. Heute machen wir unsere Steuererklärung und danach gehen wir uns amüsieren!

Wie wird das Festival genau vorbereitet? Wieviel Personen sind daran beteiligt?
Also, es handelt sich im Alltag um circa 30 Personen, das heißt das Team der Cartonnerie, sowie zusätzliche Personen für die Kommunikation und das Marketing. Wir haben ebenso ein Dekorationsteam, denn der Publikumsempfang ist uns wirklich wichtig. Wir wollen die Besonderheiten des Ortes hervorheben und die Zuschauer auf wundervolle Weise empfangen. Unser Dekorationsteam arbeitet also an der Ausstattung der Bars, Verpflegungsmöglichkeiten, Ruheplätzen und dem Japanbereich.

Wie haben Sie das Programm zusammengestellt?
Wir arbeiten zu zweit an dem Programm, das heißt Christan Alex, der ebenfalls das Programm für die Eurockéennes de Belfort und des Cabaret Vert zusammenstellt, und ich als künstlerischer Leiter. So arbeiten wir auch in der Cartonnerie: wir erstellen das Programm. Wir haben einen Leitfaden gestrickt, der eine Geschichte erzählt. Auf diese Weise versuchen wir unsere Intentionen und Gedanken zum Festival dem Publikum zu vermitteln. Wir wollten uns nicht nur auf einer Elektro- oder Popschiene wiederfinden, sondern eine kompakte Künstlerliste erstellen, welche den Eklektizismus, der über der Cartonnerie schwebt, widerspiegelt. Wir möchten, dass unser Programm die Aufgeschlossenheit und die vielen sozialen Unterschiede wiedergibt. Deshalb gehen wir vom Jazz zum Elektro über den Pop und enden beim Rap. Internationale und nationale Stars stehen hier zusammen mit neuen Talenten und unseren Favoriten auf der Bühne. Hinzu kam die Idee, eine wahre Show zu erschaffen. Das heißt, Künstler zu finden und einzuladen, die für ihren eigenwilligen Stil und ihre szenischen Kreationen bekannt sind.

Welchen Herausforderungen mussten Sie sich stellen?
Oh, die Erstellung des Programmes war nicht einfach. Wenn man von Eklektizismus spricht, dann kommt der Gedanke alles hineinnehmen zu können, und das ist gefährlich. Wir haben intensiv an der klaren Struktur gearbeitet, damit nicht der Eindruck entstehe, wir hätten einfach nur berühmte Namen, wie Camille oder Jamie Cullum, aneinandergeklebt. Die Herausforderung war es also an der Kohärenz zu arbeiten.

Auf welche Künstler freuen Sie sich besonders?
Ah, das ist doch eine Falle! In diesem Programm finden sich Künstler wieder, an die wir glauben, die wir bereits gesehen haben und die wir verteidigen. Unter meinen Favoriten befinden sich Sleaford Mods, ein englisches, schwer zu definierendes Duo. Von ihnen geht eine gewisse Punkenergie aus, obwohl es stark an der Rap-Musik anlehnt; ihre leicht elektronischen Produktionen sind sehr nüchtern. Es ist eine Gruppe, deren Bühnenpräsenz regelrecht einschlägt. Zudem freue ich mich, die neuen Produktionen von Camille zu erleben. Sie wird ihre neue Bühnenshow, ihr neues Album vorstellen. Camille ist für ihre Bühnenpräsenz, die immer sehr reich an Kreationen ist, bekannt. Außerdem ist es uns eine Ehre, Künstler wie Her oder Moderat zu empfangen, die in ihrem Genre Kultstatus haben.

Sprechen wir doch noch kurz von dem Rahmenprogramm: Ton-Installationen und eine Präsentation der japanischen Kultur.
Die Ton-Installationen basieren auf einem Projekt mit dem Césaré, Centre national de création musicale (nationales Zentrum der musikalischen Kreation), dass es bereits schon zu Zeiten von Elektricity gab. Es ist sozusagen die DNA des letzten Festivals. In diesem Jahr werden die Ergebnisse dieser Zusammenarbeit drei Tage vor dem Festival präsentiert; wir nennen es die Avant-Garde. Die Idee zu dem Japanbereich entstand während einer Reise nach Tokyo. Christian Alex war zur International Music Market eingeladen und nahm uns mit. Vor Ort trafen wir auf eine wirklich interessante, japanische Szene, die unter dem Einfluss der Elektromusik steht und gleichzeitig versucht, sich davon zu emanzipieren. Also kam uns die Idee, dieses doch sehr urbane Milieu in unseren grünen, blumigen Park einzuladen. Die japanische Popkultur bildet ein energisches Äquivalent zum idyllischen Parc de Champagne. In Tokyo haben wir faszinierende Künstler kennengelernt und zudem die junge Sängerin Fishbach begleitet, mit welcher wir schon seit Jahren zusammenarbeiten. Wir haben ihre Musik einem japanischen Publikum in einem Club vorgestellt. Daraus entstand ein Austausch, der es französischen Künstlern erlaubt, nach Tokyo zu reisen und japanischen Musikern die Möglichkeit bietet, ihr Talent in Frankreich zu beweisen.

Wie hat das japanische Publikum auf Fishbach reagiert?
Es war wirklich sehr interessant, da ihre Musik an die französische Musikszene der 80er Jahre erinnert, die sehr bekannt ist in Japan. Ihr Stil erinnert an Rita Mitsouko und gleichzeitig ist es doch sehr aktuell. Sie konnte nach dem Konzert wichtige Kontakte knüpfen und Pläne für die Zukunft schmieden. Alles in allem also ein Erfolg!

Das ist ja fabelhaft für sie!
Oh ja! Wir verfolgen Fishbachs Aufstieg nun schon seit langer Zeit hier in der Cartonnerie. Es ist schön zu sehen, dass ein solches Talent sich einen Namen machen kann und dabei Erfolg hat!

Ein Blick auf das Publikum: Wen erwarten Sie?
Aufgrund der Änderung der Festivalstruktur und des Programmes hoffen wir auch außerhalb Reims Zuschauer anzuziehen und mit Künstlern wie Jamie Cullum, Agnes Obel, HER oder Gregory Porter, die man nicht oft auf französischen Festivals sieht, überregional auf uns aufmerksam zu machen. Wir arbeiten auch mit dem Tourismusbüro zusammen und bieten Festivalpässe und Unterkünfte an, damit sich wirklich jeder, aus allen Ecken des Landes, eingeladen fühlt. Aber, klar, ein großer Teil des Publikums wird vermutlich aus Reims und der Umgebung kommen. Wir versuchen jedoch, auch Zuschauer aus Lille, Metz, Nancy, Paris und darüber hinaus anzulocken.

Was wünschen Sie dieser Festivalausgabe?
Zum einen hoffe ich, dass es ein Erfolg wird, dass das Wetter mitspielt, dass die Zuschauer in Scharen kommen, dass sich unser Name „La Magnifique Society“ bewahrheitet. Zum anderen wünsche ich uns sechs Tage mit wundervollen Augenblicken, musikalischen Entdeckungen und Begegnungen, denn das ist es, was wir ausleben wollen.

Vielen Dank Cédric! Wir glauben fest an einen Erfolg und wünschen euch großartige Momente!

Für alle, die mehr über das Festival wissen möchten, geht es hier zu unserem Artikel 

 

Interview geführt von Jenny Lippmann 

Foto © Benjamin Segura

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