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szenik im Gespräch mit dem Tenor Robert Maszl – Ensemblemitglied des Luzerner Theaters

Im Rahmen unserer Portraitreihe Auf der Bühne ist mitten im Leben stellt sich Robert Maszl vor. szenik wählte den jungen Künstler, der 2007 am Konservatorium in Wien den Abschluss als Master of Arts erlangte, aus, um einen Einblick in sein Leben hinter der Bühne zu bekommen und mehr über ihn zu erfahren. Seit 2009 gehört der Tenor im Luzerner Theater fest zum Ensemble. In der Spielzeit 2018/2019 war er in der Eröffnungsproduktion Im Amt für Todesangelegenheiten zu sehen und übernimmt nun die Rolle des Fritz in Offenbachs Operette Die Großherzogin von Gérolstein

 

 

 

 

1.) Wie sind Sie zum Gesang gekommen und was war der Auslöser das Singen zum Beruf zu machen? Wollten Sie schon als Kind Opernsänger werden?

Ich stamme aus einer musikalischen Familie. Mein Heimatort ist Parndorf – ein Ort in Österreich mit einer langen, kroatischen Tradition. Mein Vater ist Dirigent einer Tamburizzagruppe (www.tamburizza.at). Die Tamburizza ist ein mandolinenartiges Volksinstrument aus Kroatien, welches geschlagen oder tremoliert wird. Schon als kleines Kind lernte ich dieses Instrument spielen. Außerdem habe ich meine ersten kroatischen Lieder bei Auftritten in der Kirche und Konzerten gesungen. Bei diesen Konzerten hatten wir oft Gastsänger. Einer davon war der Tenor Joachim Moser von der Volksoper in Wien. Ihm hat meine Stimme gut gefallen und er fragte mich, ob ich nicht mal Gesangsunterricht bei ihm nehmen möchte. Das tat ich dann. Dadurch sah ich auch einige Operetten und Opernproduktionen an der Volksoper. Da hat mich dann die Leidenschaft gepackt und ich wollte auch unbedingt mal auf der Theaterbühne stehen und in verschiedenste Rollen schlüpfen. Da wusste ich natürlich noch nicht welch steiniger Weg noch vor mir liegt. (lacht)

 

 

2.) Was für Musik hört ein Opernsänger wohl privat?

Zurzeit höre ich viele Kinderlieder und Kinderhörbücher. (schmunzelt) Ich habe zwei kleine Kinder zu Hause und ein drittes folgt im Mai. Wenn ich mal Zeit habe, höre ich privat gerne Rock oder Musik aus den 60ern. Natürlich höre ich auch öfters Aufnahmen von meinem grossen Vorbild Fritz Wunderlich an. Da paaren sich Gefühl und Sangeskunst auf höchstem Niveau.

 

3.) Was mögen Sie am Theater am liebsten? Und was gefällt Ihnen an Ihrem Beruf am besten?

Ich liebe es in einem Ensemble zu singen. Hier am Luzerner Theater haben wir ein ausgezeichnetes Ensemble. Wir kennen uns alle sehr gut und haben großen Spaß miteinander zu arbeiten oder auch mal privat etwas zu unternehmen. Wenn man freischaffend ist, lernt man auch tolle Leute kennen, aber man verliert sich schnell wieder aus den Augen. An meinem Beruf gefällt mir am besten die Abwechslung. Man kann immer wieder in neue Figuren und Musikstile schlüpfen, und mit vielen verschiedenen Regisseuren bzw. Dirigenten zusammen arbeiten. Das gibt es in vielen anderen Berufen nicht.

 

Trailer zu Im Amt für Todesangelegenheiten

 

 4.) Was mögen Sie weniger an ihrem Beruf? Oder wann ist der Job als Sänger schwer?

Das schwierige an meinem Beruf ist die Planung mit Kindern. Meine Frau arbeitet auch 100% als Chefmaskenbildnerin am Luzerner Theater. Der Theaterbetrieb ist schwer zu koordinieren. Ich bekomme jeden Tag um 13:00 Uhr den Probenplan für den nächsten Tag. Es kann also sein, dass ich proben muss oder auch nicht. Der Regisseur kann von Tag zu Tag entscheiden, wen er zu welcher Zeit braucht. Da wir beide keine Eltern hier in Luzern haben, brauchen wir sehr flexible Babysitter für unsere Kinder. Die haben wir Gott sei Dank. Der Job als Sänger wird schwer, wenn man seine eigenen Grenzen auslotet. Oft bekommt man Partien, wo man überlegen muss, ob es wirklich sinnvoll ist, diese Herausforderung anzunehmen. Es kann sein, dass man dadurch als Sänger und Person wächst oder, dass es einem im schlimmsten Fall schadet.

 

5.) Erleben Sie manchmal künstlerische Einschränkung? Oder worin würden Sie sich gerne noch mehr entfalten können?

Mhm.. Künstlerische Einschränkungen gibt es sicher manchmal. Viele Regisseure haben eine genaue Vorstellung von der Figur, die man zu spielen hat. Da wird einem jede Handbewegung und Reaktion detailliert gezeigt. Da bleibt oft kein Platz für Eigeninterpretationen. Andersrum geht es aber auch. Manchmal ist es sogar erwünscht viel selber anzubieten. Ich glaube es hält sich die Waage. Für mich ist beides okay.

 

6.) Gibt es eigentlich Tage, an denen Sie keine Lust haben zu singen?

Sicherlich gibt es diese Tage. Wenn man nicht gut geschlafen hat oder ein wenig krank ist, Stress hat u.s.w. Aber trotzdem ist man als Profi soweit, sich vor dem Auftritt mental und stimmlich richtig einzustellen.

 

Trailer zu La Traviata 

 

7.) Ein Instrument hegt und pflegt man. Was machen Sie für Ihre Stimme?

Ich mache jetzt nichts Besonderes für meine Stimme. Ich versuche einfach zu einer vernünftigen Zeit ins Bett zu gehen. Vor einer Vorstellung sind Partys und Alkohol tabu.

 

8.) In welchem Theater wollen Sie einmal auf der Bühne stehen?

Für mich ist nicht der Ort das wichtigste. Ich habe schon an der Staatsoper sowie an der Volksoper in Wien gesungen, Paris, Berlin und bei den Bregenzer Festspielen…. Für mich ist eher wichtig, welche Oper oder Operette auf mich wartet. Wenn mich die Rolle sehr interessiert, singe ich diese auch gerne im kleinsten Haus.

 9.) Wie sind Sie zum Theater Luzern gekommen? 

Meine damalige Gesangslehrerin vom Konservatorium Wien, Helga Meyer Wagner hat mir berichtet, dass sie Dominique Mentha (damaliger Intendant) bei einem Konzert getroffen hatte. Dieser erzählte, dass er schon lange auf der Suche nach einem Buffotenor sei. Ich wurde zu einem Vorsingen eingeladen und prompt engagiert. 

10.) An welchem Projekt arbeiten Sie gerade ?

Zurzeit studiere ich den Fritz aus der Operette La Grande Duchesse de Gérolstein von Jaques Offenbach. Das ist eine tolle Rolle für mich und ich freue mich schon sehr, bald mit den szenischen Proben anzufangen.

 

11.) Welche Wesenszüge teilen Sie mit einer bestimmten Figur aus der Oper, die Sie gerade spielen oder gespielt haben?

In meinen letzten beiden Rollen am Luzerner Theater bin ich immer gestorben. Ich hoffe dass ich dieses Schicksal in nächster Zeit nicht teilen muss. (lacht)

 

12.) Wie lebt es sich in Luzern als Sänger/in? Wo verbringen Sie Ihre Freizeit und schöpfen neue Energie?

Luzern ist wirklich eine schöne Stadt und ich bin sehr froh hier arbeiten und leben zu können. Meine Freizeit verbringe ich mit meinen Kindern und meiner Frau. Ich kenne mittlerweile jeden Spielplatz in ganz Luzern. Oft sind wir auch im Wald unterwegs. Da schöpfe ich viel Energie.

 

 

13.) Wohin gehen Sie gerne in der Mittagspause bzw. zwischen den Proben? Haben Sie ein Lieblingslokal in der Stadt?

Essen gehe ich selten auswärts da, es oft sehr teuer ist. Aber wenn ich mal essen gehe, verschlägt es mich meistens ins Opus oder zum Storchen. Mein Lieblingslokal in der Stadt ist das Bodu. Dort kann man wirklich das beste Entrecôte essen.

 

14.) Wie wichtig ist Social Media für eine/n klassische/n Sänger/in?

Eine eigene Homepage mit Kontaktdaten sollte man zumindest haben. Auf Facebook poste ich manchmal ein paar Fotos von Premieren, aber ansonsten mache ich nicht viel in dieser Richtung.

 

15.) Wie kann man Neulingen die Oper schmackhaft machen?

Eine schwierige Frage. Vielleicht mit Inszenierungen, die den Zuschauer emotional packen und nicht von ihm verlangen, alles zu hinterfragen, was sich der Regisseur da gerade dabei gedacht hat. Als Zuschauer finde ich es schön, in eine Geschichte einzutauchen und mich darin ganz zu verlieren. 

 

 

Vielen Dank an Robert Maszl und das Team des Luzerner Theaters! 

 

 

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