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Porträt des Tänzers Martí Fernández Paixà – Solist des Stuttgarter Balletts

Im Rahmen unserer Porträtreihe Auf der Bühne ist mitten im Leben stellt sich Martí Fernández Paixà vor. Der Solist wurde in Reus, Katalonien, Spanien geboren und wuchs in Montbrió del Camp auf. Im Alter von 4 Jahren erhielt er an der Escola de Dança i Musica de Montbrió del Camp seinen ersten Ballettunterricht. Dank eines Stipendiums kam er 2011 an die John Cranko Schule Stuttgart, wo er 2014 seinen Abschluss machte. Seit Beginn der Spielzeit 2017/18 tanzt er als Solist beim Stuttgarter Ballett. Mit szenik spricht er über seine Leidenschaft zum Tanz, Peter Pan und das wunderschöne Stuttgart. Derzeitig ist er in One of a Kind von Jiří Kylián und Die Kameliendame von John Neumeier zu sehen. 

 

 

Wie bist du zum Theater gekommen und was war der Auslöser den Tanz zum Beruf zu machen? Wolltest Du schon als Kind Tänzer/in werden?

Als ich drei Jahre alt war, habe ich ein Festival in meinem Heimatort besucht, wo ich mir Peter Pan angeschaut habe. Danach wollte ich natürlich so sein wie er und auch fliegen können, woraufhin meine Mama sagte, dass ich dafür Ballettunterricht nehmen müsste. Ich fing also mit Ballett an und habe seitdem nie aufgehört.

 

 

Was magst du am Tanz oder am Theater am liebsten? Und was gefällt dir an deinem Beruf am besten?

Für mich war Tanzen nie ein Beruf, mehr eine Leidenschaft. Was ich daran aber besonders mag, ist das Zusammenarbeiten mit vielen verschiedenen TänzerInnen und ChoreographInnen, die klassische Musik und das viele Reisen.

 

Was magst du weniger an deinem Beruf? Oder wann ist der Job als Tänzer/in schwer?

Ich liebe die körperliche Arbeit, aber sie geht natürlich auch mit Schmerz einher. Sobald man sich morgens fürs Training aufwärmt, ist er verschwunden, kehrt aber abends wieder zurück, wenn man die Füße hochlegt. Aber das gehört dazu.

 

Erlebst du manchmal künstlerische Einschränkung? Oder worin würdest du dich gerne noch mehr entfalten können?

Nein. Wir bekommen natürlich Vorgaben von ChoreographInnen, aber trotzdem können wir auf der Bühne immer wir selbst sein.

 

Ist man sich der harten Arbeit zu wenig bewusst?

Ich glaube schon, dass die meisten ZuschauerInnen im Publikum die harte Arbeit zu schätzen wissen, aber wer weniger mit Ballett zu tun hat, erkennt wahrscheinlich nicht, wie viel Arbeit dahintersteckt – und denkt, dass wir einfach unsere Kostüme anziehen und loslegen.

 

Gibt es eigentlich Tage, an denen du keine Lust hast zu tanzen?

Nein. Natürlich gibt es Tage, an denen ich müde bin, aber sobald die Musik beginnt, ist das vergessen.

 

Worin findest du Inspiration für deine Arbeit? 

Ich denke an die großen Rollen, die ich noch tanzen möchte, zum Beispiel Onegin. Mich inspirieren aber auch die älteren Generationen, die diese großen Rollen bereits getanzt haben und jeden Tag mit uns an der Stange stehen und hart im Ballettsaal arbeiten.

 

In welchem Theater oder mit welchem Ensemble möchtest Du einmal auf der Bühne stehen / tanzen?

Ich würde sehr gerne in Russland tanzen, im Mariinski– oder Bolschoi-Theater.

 

An welchem Projekt / Stück arbeitest du gerade aktuell?

Gerade läuft John Neumeiers Die Kameliendame, in der ich Armand Duval tanze. Parallel proben wir für die Premiere von Jiří Kyliáns One of a Kind am 22. Februar.

 

 – Trailer Die Kameliendame des Stuttgarter Ballett – 

 

Wie bist du zum Stuttgarter Ballett gekommen?

Ich war Schüler an der John Cranko Schule und durfte während meines letzten Jahres dort schon kleinere Rollen in der Compagnie tanzen. Die erste größere Rolle kam dann ganz unverhofft, als ich als Eleve in Demis Volpis Die Geschichte vom Soldaten einspringen musste – eigentlich war ich „nur“ als dritte Besetzung vorgesehen.

 

Wie lebt es sich so als Tänzer/in in Stuttgart? Wo verbringst du deine Freizeit und schöpfst neue Energie?

Stuttgart ist eine sehr entspannte Stadt und sobald die Sonne rauskommt noch wunderschön dazu. Ich verbringe meine Freizeit gerne im Park oder im Wald, der bei mir gleich um die Ecke ist – oder auch mit Freunden.

 

Wohin gehst du gerne in deiner Mittagspause bzw. zwischen den Proben? Hast du ein Lieblingslokal in der Stadt?

Meist entstehen keine großen Lücken zwischen den einzelnen Proben, sodass ich im Theater bleibe. Wenn doch mal mehrere Stunden dazwischen liegen, gehe ich nach Hause oder in die Stadt. Zum Mittagessen geht’s in die Kantine, aber abends schon mal ins Er Vaquita oder La Piazza.

 

Wie wichtig ist Social Media für eine/n Tänzer/in?

Es ist sehr wichtig, aber ich nutze es recht wenig. Gleichzeitig verzerrt es oft die Perspektive – manche TänzerInnen haben auf ihren Fotos die Füße förmlich hinter den Ohren und wenn man sie dann mal im Training sieht, sieht die Realität ganz anders aus. Man weiß nie, ob etwas echt ist oder nicht.

 

Was antwortest du, wenn dir jemand erzählt: „Ich war noch nie im Theater.“?

Dass er/sie so schnell wie möglich gehen sollte!

 

Wie kann man Neulingen Tanz schmackhaft machen?

Indem man sie einlädt, daran teilzuhaben! Oft werde ich auf der Straße oder beim Arzt angesprochen und erzähle dann nicht nur, was ich mache, sondern zeige Fotos und kurze Videos. Das Stuttgarter Ballett lädt außerdem in jeder Spielzeit zu Ballett im Park, einer Liveübertragung aus dem Opernhaus direkt in den Schlossgarten davor – und diese ist gratis für alle BesucherInnen.

 

 

VIELEN DANK Martí Fernández Paixà und alles Gute! 

 

 

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Martí Fernández Paixà ist

zu sehen. 

 

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 Foto: Carlos Quezada

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