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Das Takeover Festival im Festspielhaus Baden-Baden: Eine ganz innovative und kreative „sturmfreie Bude“

Vom 4. bis 6. Februar 2022 startet das Festspielhaus Baden-Baden ein völlig neues Festival: das Takeover Festival. Die Schlüssel der ehrwürdigen Institution werden der jungen Generation anvertraut, damit diese das Haus erobern kann. Auf dem Programm stehen Elektro-Musik, Tanzworkshops, Schlagzeugkonzerte und jede Menge Kreativität. Ziel des Festspielhauses ist es, sich in ein künstlerisches Labor zu wandeln. Um ein wenig mehr über das Projekt zu erfahren, hat szenik Dany Weier, Leiter der Partizipationsabteilung, getroffen.

Anfang Februar findet im Festspielhaus Baden-Baden ein neues Festival statt: das Takeover Festival. Worum handelt es sich dabei?

Dany Weier: Wie es der Name schon verrät, geht es um die Übernahme des Festspielhaus Baden-Badens – und eigentlich auch der ganzen Stadt Baden-Baden. Wir laden junge Erwachsene ein und fordern sie auf, gemeinsam mit KünstlerInnen aus Europa, der Kunst sehr nahe zu kommen. Wir schaffen damit eine ganz neue Dimension eines Festivals, so wie wir sie noch nie im Festspielhaus Baden-Baden hatten. Drei Tage lang kann man sich hier niederlassen, in jede Pore des Opern-und Konzerthauses „eindringen“ und Tanz oder Musik neu erleben. Dank der Einrichtung einer Festivallounge können BesucherInnen auch an diesen Festivaltagen unser gastronomisches Angebot wahrnehmen und direkt vor Ort mit uns und den KünstlerInnen ins Gespräch kommen. 

Bei diesem Festival steht das Wort „Partizipation“ im Vordergrund. Wir möchten, dass junge Menschen dieses Haus übernehmen. Tatsächlich wird unser Intendant, Benedikt Stampa, den echten Schlüssel des Festspielhauses am Freitagabend an junge Menschen übergeben – sozusagen als symbolischer Akt dafür, dass das Haus nun drei Tage lang ihnen gehört. 

Was genau erwartet die BesucherInnen? 

Am Freitag beginnen wir mit einer großen Eröffnungszeremonie. Riesige Lichtgestalten, sogenannte DUNDU, werden jeden dazu einladen ins Festspielhaus Baden-Baden zu kommen. Danach starten wir mit einem Konzert der Jazzrausch Bigband, die Techno-Sounds mit klassischen Instrumenten verbindet. Diese Band kann man auch bei einem ganztätigen Workshop begleiten und dabei Einblicke in einen reellen Tour-Alltag bekommen. 

Am Samstag steht dann Tanz auf dem Programm. Die dänische Kompanie Uppercut Dance Theater wird „Samba„, eine ganz außergewöhnliche Tanzproduktion, vorführen. Das Oorkaan Ensemble, ein Quartett aus Amsterdam, wird ebenfalls vor Ort sein. Am Nachmittag wird der bekannte Techno-DJ Dominik Eulberg– der auch Biologe und Ornithologe ist – eine Wanderung unternehmen, um Musik und Natur miteinander zu verbinden. Zudem wird er am Abend eine Liveshow im Festspielhaus gestalten.

Wir bieten auch sogenannte 1 zu 1 Konzerte in der ganzen Stadt und an außergewöhnlichen Orten an. Hier wird ein/e Musiker/in für nur ein/e Besucher/in 10 Minuten lang ein exklusives Konzert spielen. Schlagzeuger des SWR Symphonieorchesters sind auch mit einem eigenen Programm dabei. Im Allgemeinen gibt es ein bisschen von Allem; man kann sich also an den drei Tagen überraschen lassen.

Trailer „Samba“ I Uppercut Dance Theater

Wie wurden die KünstlerInnen ausgewählt? 

Wie so oft im Festspielhaus Baden-Baden haben wir versucht, die Besten der Besten zu finden. Dabei ging es uns um einen jungen, innovativen Charakter. Die Jazzrausch Bigband, die unterschiedliche Stile miteinander verbindet, ist dafür ein gutes Beispiel.

Das Uppercut Dance Theater wurde als eine der besten dänischen Produktion ausgezeichnet. Mit „Samba“, werden sie mit einer sehr außergewöhnlichen Show bei uns zu Gast sein. Eine Arena und eine Hängebrücke werden dafür auf der Hauptbühne errichtet, die es den ZuschauerInnen erlauben, mitten im Geschehen zu sein. 

Wir haben allen KünstlerInnen eine Kondition gestellt: Zusätzlich zu ihrer Live-Show müssen alle mit einem Workshop-Angebot nach Baden-Baden kommen. Viele davon sind sehr exklusiv und finden nur während des Takeover Festivals statt. Nur hier kann man mit einem DJ eine Wanderung machen. 

Zu den MusikerInnen des SWR Symphonieorchesters verbindet uns eine wunderbare und langjährige Freundschaft. Es stand für uns von Anfang an fest, sie beim Festival mit dabei zu haben, da sie sehr offen für Neues sind. Das Orkaan Ensemble erstellt für uns ein Takeover-Format: In ihrem dreitägigen Workshop können die TeilnehmerInnen ein eigenes Konzert mit dem Quartett erfinden. Das gab es so noch nie und wird auch für die MusikerInnen eine Premiere (Vorstellung am Sonntag, 6.02. um 13h30 im Festspielhaus Baden-Baden). 

Dominik Eulberg I Natalia_Luzenko

Richtet sich das Festival also vorrangig an junge Erwachsene?

Genau. Wir würden uns sehr freuen, wenn wir ein 18 bis 35-jähriges Publikum erreichen könnten, da wir mit ihnen gemeinsam die Zukunft des Festivals neu ergründen möchten. In diesen drei Tagen wird sich das Haus in ein künstlerisches Laboratorium verwandeln. Wir möchten einen Werkstatt-Charakter kreieren, bei dem wir selbst als Festspielhaus Baden-Baden dazu lernen. Ab dem 4. Februar ist zudem ein Ideenwettbewerb geplant; d.h. jeder, der sich im Haus aufhält oder digital hinzugeschaltet ist, kann seine eigenen Ideen zu zukünftigen Ausgaben dieses Festivals einschicken. 

Es geht nicht darum, alles neu zu erfinden. Das Festspielhaus Baden-Baden ist ein national und international renommiertes Opern-und Konzerthaus. Dennoch möchten wir gerade im Bereich des Jungen Publikums mit dem Schwerpunkt Partizipation eine neue, innovative Richtung einschlagen. Dies geht in unseren Augen nur gemeinsam mit dem Publikum. Insgesamt wird es in diesem Jahr sieben Festivals im Festspielhaus geben; jeder mit seinem eigenen Schwerpunkt, und wir hoffen, dass wir alle Menschen zu uns einladen.

1 zu 1 I SWR, Andree Kaiser

Wieso ist Ihr Interesse an dieser Altersstufe oder an einem jungen Publikum so groß? 

Natürlich steht das Festspielhaus Baden-Baden allen Altersstufen offen; wir müssen uns allerdings zukunftsfähig machen. Wir haben in den letzten Jahren gemerkt, dass es ein großes Interesse von Seiten unseres jungen Publikums an unserem Haus gibt. Aber wir müssen ein ihnen attraktives Angebot finden und da spielt das Thema Partizipation, also etwas gemeinsam mit KünstlerInnen zu entwickeln und dabei selbst zum/r Künstler/in zu werden, eine große Rolle. Ich glaube, dass dieser Drang zur Nähe, gerade bei jungen Menschen, durch die Pandemie groß geworden ist. 

Wir sind uns sicher: Wenn wir junge Menschen aktiv zu der Zukunft dieses Festivals und seinen Formaten befragen, wird hier etwas entstehen, dass es so noch nicht gibt und dass über die kommenden Jahre immer wieder wachsen kann. 

DUNDU I Silas Pelsmaeker

Steht das Takeover Festival auch einem grenzüberschreitenden Publikum offen? 

Die deutsch-französische Dimension wird ab diesem Jahr allgemein im Festspielhaus deutlich intensiviert, denn wir haben neue Festivals, die die deutsch-französische Freundschaft fördern werden. Beim Takeover Festival würden wir uns natürlich auch freuen, wenn BesucherInnen aus der ganzen Region zu uns kommen. Aber für diese Erstausgabe starten wir klein, um diesen Werkstatt- und Labor-Charakter zu fördern.

Das Festspielhaus Baden-Baden möchte zeigen, dass es weiterhin sehr mutig unterwegs ist. Wir wünschen uns für die kommenden Takeover-Ausgaben ein europäisches Publikum, mit dem wir die Themen „Zukunft“ und Innovation“ erforschen können. 

Interview: Tatiana Geiselmann
Januar 2021
Foto: Uppercut Dance Theater Samba I Badi Berber

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