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Das Nationaltheater Mannheim in der Saison 2021/22

Albert Herring_c_Hans Jörg Michel_Nationaltheater Mannheim

Das Nationaltheater Mannheim läutet die neue Spielzeit nach einer verkürzten Sommerpause bereits am 3. September 2021 mit einem »Opernair« auf der Seebühne im Luisenpark ein. 

Pressemitteilung

Musiktheater

Neben Wiederaufnahmen der beliebten White-Wall-Opern und Benjamin Brittens »Albert Herring« steht in der Opernsparte die neue Spielzeit u. a. im Zeichen Richard Wagners. So feiern »Tristan und Isolde«, inszeniert von Luise Kautz, der »Der fliegende Holländer« in der Regie von Roger Vontobel und ein kompletter Ringzyklus als White-Wall-Opern Premiere im Opernhaus – jeweils unter der Musikalischen Leitung von Generalmusikdirektor Alexander Soddy. Auch der Richard-Wagner- Verband Mannheim-Kurpfalz e. V. veranstaltet anlässlich seines 110. Jubiläums in Kooperation mit dem NTM zwei Benefizkonzerte, deren Erlöse zum einen in die Neuproduktion des »Fliegenden Holländers« und zum anderen dem neuen Jahrgang des Internationalen Opernstudios am Nationaltheater Mannheim u. a. für Meisterklassen und Workshops zugute- kommen.

Barock wird es mit den Monteverdi-Abend »Ombra e Luce. Gesänge von Liebe und Finsternis« der von dem Barockorchester »il Gusto Barocco« begleitet wird und Händels »Il trionfo del Tempo e del Disinganno« mit dem Barockexperten Bernhard Forck am Pult und in der Regie des international erfolgreichen polnischen Regisseurs Krystian Lada. Auch Ladas Inszenierung von »Nabucco«« steht auf dem Programm, die, wie auch »Il trionfo del Tempo e del Disinganno«, in der Saison 2020/2021 coronabedingt verschoben werden musste.

Mit Mozarts »Così fan tutte« eröffnet das NTM einen auf die nächsten Jahre angelegten Da Ponte-Zyklus, der in Koproduktion mit dem Nationaltheater Prag entsteht und im Schlosstheater Schwetzingen gezeigt wird. Und wo wir gerade bei Mozart sind, darf auch der »Mannheimer Sommer« nicht fehlen, der vom 16.-26. Juni 2022 stattfindet. Zu sehen sind dort neben nationalen und internationalen Gastspielen, Konzerten und Performances u. a. Luk Percevals grandiose Produktion »Die Entführung aus dem Serail« und die Auftragsarbeiten »Idomeneo or: The whole is always smaller than the sum of its parts«, einem Projekt von Ariel Efraim Ashbel and Friends mit dem Nationaltheater Mannheim sowie »The Damned and the Saved«, eine Koproduktion von Oper und Schauspiel des NTM und der Münchener Biennale. In diesem Kompositions- und Librettoauftrag der Landeshauptstadt München stellen die Komponistin Malin Bång und Pat To Yan, Hausautor am NTM in der Spielzeit 2021/22, die Freundschaft zweier Frauen in den Fokus ihrer gemeinsamen Arbeit, die unterschiedliche Wege des Widerstands gehen, um sich gegen ein totalitäres System zu behaupten.

Auch das Musiktheaterkollektiv KOMMANDO HIMMELFAHRT verlegt Webers »Freischütz« in eine dystopische Zukunft und hinterfragt unter der Musikalischen Leitung von Roberto Rizzi Brignoli die Mechanismen von Wissenstransfer, Aberglaube, Ritual und gesellschaftlichen Zwängen. Nicht weniger spannend wird die neue Arbeit des gefeierten Regisseurs Calixto Bieito, der Wolfgang Rihms Kammeroper »Jakob Lenz« bildgewaltig in Szene setzen wird. Auf eine gänzlich andere Reise begibt sich der Komponist Sidney Corbett mit der polnischen Regisseurin Pia Partum in »Keine Stille außer der des Windes«, einem Libretto der Dichterin Simone Homem de Mello nach Fernando Pessoas »Buch der Unruhe«.

Schauspiel

Der Spielplan des Schauspiels ist geprägt von großen Herausforderungen. Mit mythischen Gestalten wie den »Nibelungen« und fantastischen Wesen aus dem Wald begeben wir uns auf sagenhafte Abenteuer, während »Das Floß der Medusa« uns auf eine existenzielle Irrfahrt mitnimmt. »Meine geniale Freundin – Teil 2« erzählt von Emanzipation, Fortschritt und Protest ab den 1960er Jahren, mit dem Popkultur-Klassiker »King Kong« und dem Klimaprojekt »2027 – Die Zeit die bleibt« stehen wir einer ungewissen Zukunft der Menschheit gegenüber.

In »body*« erforscht das Mannheimer Stadtensemble, wie wir unsere Körper von gesellschaftlichen Zwängen befreien könnten; in den Uraufführungen von Ivana SokolaKill Baby«), Necati ÖziriGott Vater Einzeltäter«) und Pat To YanThe Damned and the Saved«), dem neuen Hausautor der Spielzeit 2021/2022, aber auch in Dea Lohers »Land ohne Worte« wird das Private politisch. In »Herkunft«, dem Roman von Saša Stanišić, ist die eigene Biografie ein Forschungsfeld für Fragen nach Zuschreibung, Sprache und Identität.

Viele der Stoffe der kommenden Spielzeit erzählen von Krisenbewältigung, von Zugehörigkeit oder Zusammenhalt, von Abgründen und Erklärungsversuchen. Mehr denn je sind wir als Menschheit auf der Suche nach uns selbst, nach Lösungen für unser Zusammenleben. Überhaupt: Menschheit – was ist das eigentlich? Was ist der »Nullpunkt«, von dem aus wir einen Neustart machen müssen? Was bestimmt unsere Existenz, wenn alte Sicherheiten unhaltbar werden? Welches Bild haben wir von uns – und welches wollen wir neugestalten?

Der Spielplan des Schauspiels sucht – erstmals in Koproduktion mit allen drei anderen Sparten des NTM – mit einer Vielfalt aus Stoffen, Handschriften und Erzählweisen nach Antworten auf genau diese und viele andere Fragen.

Tanz

Die neue Saison der Tanzsparte am Nationaltheater Mannheim steht unter dem Motto »die Zeit«. Seit man sich ihrer bewusst ist, beschäftigen sich Wissenschaftler, Literaten und Philosophen mit ihr. Sie ist eine schwer zu fassende Größe und doch eine unverzichtbare Verbindung zwischen damals und jetzt, heute und morgen. Sieben Tanz-Premieren folgen in der Saison 2021/2022 ganz individuell dem Kreislauf der Zeit.

So entführt zum Auftakt der Orchester-Tanzabend »Mozart« das Publikum auf eine musikalische Zeitreise zwischen Barock und Moderne, bevor der gemeinsame Abend von Schauspiel und Tanz mit »Das Floß der Medusa« der zeitlosen Frage nach gelebter Menschlichkeit nachgeht. Das »Silvester-Spezial« läutet schließlich den Jahreswechsel ein und »En vogue« setzt neue Trends für die Zukunft.

Mit der Neuinterpretation des mythologischen Stoffs »Amor & Psyche?« widmet sich Jeroen Verbruggen dem ewigen Thema der Liebe, während der Doppelabend »Speed« mit unterschiedlichen Tempi spielt und die Varianz zeitlichen Empfindens durch Körpersprache sichtbar macht. Und kurz vor der Sommerpause beweist die »Choreografische Werkstatt«, wie plötzlich aus Tänzer*innen Choreograf*innen werden.

Junges NTM

Im Jungen NTM beginnt die Spielzeit mit der Produktion »Pressluft« (12+), in der der Choreograf Martin Nachbar und das künstlerische Team die Verbindung von Atem, Stimme und Protest untersuchen, um sich der Bewegung »Fridays for Future« anzunähern. Zurückgeworfen auf die eigenen Körper, den Atem, die Stimme begegnen Performer*innen und Publikum ihrer Verantwortung für Gesellschaft und Umwelt.

In »Würfelgeklimper« (5+) wird die Theaterbühne in ein musikalisches Experimentierfeld verwandelt, während in der Schulraumrecherche »Perplexi« (8+) durch eine mobile Forschungsstation der eigne Schulhof zur Bühne wird. Zudem startet im Jungen NTM ab September das Projekt »Kliffhänger« (8+), für das drei Autor*innen in einem Writer’s Room eine 4-teilige Theaterserie für junges Publikum entwickeln, die es dann ab Januar auf die Bühne des Jungen NTM zu sehen gibt.

Weiter geht’s mit PINSKER+BERNHARDT’s »Body Boom Boom Brain« (12+). Hier sind alle ab 12 Jahren dazu eingeladen, die fucking P*b*rt*t als den ultimativen Brain-Body-Killer aller menschlichen Zustände zu ergründen. Die Jugend- vertretung am Jungen NTM, das KONNEKTIV*, entwickelt gemeinsam mit Julia Waibel und jungen Familien aus Mannheim und Umgebung ein Stück zum Themenkomplex »Zerstörung« für alle ab 2 Jahren. Am Ende kann sich das allerkleinste Publikum selbst im Spiel aktiv und machtvoll erleben.

Auf eine weitere Recherche begeben sich Jugendliche in »Für Alle Ewigkeit« (14+) mit dem Künstler*innenkollektiv imaginary company, das eine ortsspezifische Inszenierung im NS Dokumentationszentrum des MARCHIVUMS erarbeitet und die Kontinuitäten rechter Ideologie für ein junges Publikum erforscht. Gemeinsam widmen sie sich der Frage, wie fortschreitende Normalisierung rechten Denkens zu durchbrechen ist.

Außerdem feiert das Junge NTM die Premiere von »Der Sommer, als ich unsterblich war« (12+) und damit das Ergebnis des Forschungsprojekts »JOIN: Opernwerkstatt«. Fünf Jugendliche haben gemeinsam mit dem künstlerischen Team Inhalt, Thema und Form ihres eigenen Stücks entwickelt und es in die Hände von Autorin Jana Heinicke und Komponist Kornelius Heidebrecht gegeben. Ulrike Stöck inszeniert die Jugendoper voller Weltschmerz, Omas und echter Gefühle.

Diese und weitere Neuproduktionen sowie zahlreiche Wiederaufnahmen warten auf die Zuschauer*innen im Jungen NTM. Nicht verpassen sollte man zudem das 16. Festival Junges Theater im Delta, ein Festival von Kindern und Jugendlichen für Kinder und Jugendliche, das jährlich als Kooperation zwischen dem Nationaltheater Mannheim, dem Theater im Pfalzbau in Ludwigshafen, dem Theater und Orchester Heidelberg und dem assoziierten Partner Kinder- und Jugendtheater Speyer ausgerichtet wird und die IMAGINALE, die in insgesamt sechs Baden-Württembergischen Städten stattfindet und zu den größten deutschen Festivals im Bereich Figuren- und Objekttheater gehört.

Foto: Albert Herring I Hans Jörg Michel

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