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Wer hat noch Lust auf ein Stück Religion?

Dinnerparties. Denken Sie bei diesem Wort auch an trockenes Hühnchen und kalte Füße? In Bern werden diese Probleme allerdings zur Nebensache.

Amir ist ein gutsituierter Anwalt in einer jüdischen Kanzlei, der in Manhattan lebt, Kaffee aus Pappbechern trinkt, im Central Park spazieren geht und zur Happy Hour in einem Ledersessel Platz nimmt. Amir ist zudem auch geborener Pakistaner, der seinen religiösen und kulturellen Boden leugnet. Seine Frau jedoch, eine Malerin, interessiert sich sehr für die islamische Kunst und Kultur. Eines Tages lädt sie ein Ehepaar zu sich ein, einen jüdisch-amerikanischen Kurator und seine afro-amerikanische Frau, die ebenfalls eine Kollegin von Amir ist. Der Tisch ist gedeckt, nun nehmen Sie bitte Platz!
In dem von Ayad Akhtar im Jahre 2012 geschriebenen Stück (im Folgejahr wurde es mit dem Pulitzer Preis ausgezeichnet) wird das Zusammenleben vielfältiger Religionen in einer so multikulturellen Stadt wie New York analysiert. Ein Jahr nach den Anschlägen des 11. September, die aus dem Terrorismus ein Merkmal, ja den Feind Nummer eins dieses Jahrtausends machten, wird die Unsicherheit gegenüber Unbekanntem, das Kategorisieren und Abstempeln ganzer Gesellschaften in die Kiste des Bösen, nur zu deutlich. Wer meint, der Zug der Zukunft könnte mit 300 km/h über den Planeten rasen ohne dabei abzurutschen, der irrt. Religiöse Unterschiede und unsere Haltungen ihnen gegenüber sitzen viel tiefer und lassen sich nicht mit einem Kaschmir-Schal und einer Vielfliegerkarte verhübschen. Es gilt sie auszupacken, so wie sie sind auf den Tisch zu legen und einen Annäherungsversuch zu wagen. Das ist der Treibstoff für den Zug der Zukunft. Das macht aus diesem Theaterstück ein Werk unserer Zeit. (J.L.)

Christoph Kail, Amir
Karo Guthke, Emily
Helge Herwerth, Isaac
Karin Yoko Jochum, Jory
Aaron Frederik Defant, Abe 

Foto © Severin Nowacki


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