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Zerstörungslust

Die belgische Performerin und bildende Künstlerin Miet Warlop kehrt mit einer neuen absurden und lustvollen Arbeit zurück, die das Individuum hinterfragt und transzendiert.

Im vergangenen Jahr hatte sie mit Mystery Magnet bereits die Bühne des Theaterfestivals Basel und des Straßburger TJP verwüstet. Ein höchst absurdes Werk mit orgastischen Schaumfontänen, in dem die Kulisse durch surrealistische comicartige Figuren nach und nach in ein Schlachtfeld verwandelt wird. Mit Dragging the Bone, das ebenso burlesk und zerstörungswütig ist, erforscht die ausgeflippte Belgierin in gewisser Weise die Nachtseite des knallbunten Mystery Magnet, diesmal in einer Solo-Performance ganz in Schwarzweiß.
Da, wo bei Mystery Magnet ein Sketch auf den nächsten folgte, sind bei Dragging the Bone klarere Absichten zu erkennen. Als Inspiration hat Warlop die Bronzeleber von Piacenza gedient, eine etruskische Skulptur, die von Priestern als Orakel verwendet wurde, in dem sie anhand der Leber eines Tieres weissagten. In einem seltsam anmutenden Ritual beschäftigt sie sich mit dem Individuum und dessen metaphysischen Ängsten, in einer Abfolge von Erschaffung und Zerstörung, ebenso absurd und charakteristisch für ihre Arbeit wie ihr Humor. Was wir an Warlop lieben, ist, dass all das keinen Sinn ergibt; und in einer Gesellschaft mit einer ultraliberalen Wirtschaft, die uns zur Effizienz verdammt, ist dies zugleich eine lang nötige frische Brise.

Foto © Reinout Hiel


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