Recycelte Hoffnung
Man sagt, Menschen, die am Abgrund stehen, hätten alles verloren. Doch was passiert mit ihren Träumen?
Der behinderte Waisenjunge Billy lebt mit seinen schrulligen Tanten auf der irischen Eilandinsel Inishmaan. Die kuriosesten und gebrochenen Menschen umgeben ihn, piesacken ihn, um von ihrer eigenen Trostlosigkeit abzulenken. Seine Eltern, so wird ihm berichtet, hätten sich seinetwegen umgebracht. Das Leben läuft im Trott, bis ein Filmteam auf die Nachbarinsel kommt und Statisten sucht. Ein jeder sieht sich plötzlich als Judy Garland oder Humphrey Bogart. Wird jemand am Ende einen Stern auf dem Walk of Fame bekommen? Martin McDonagh veröffentlichte diese tragische Komödie 1996. Als Theaterautor und Produzent gefeiert, beschäftigt er sich in diesem Stück mit dem Irland der 30er Jahre. Skurile Menschen, die von der Wohlstandsgesellschaft ausgeschlossen sind und ihre Behinderungen, Narben innen tragen. Was kann jemanden in so einer Welt Kraft geben? Wie sich vor weiteren Verletzungen schützen?
Diese Inszenierung lässt die Geschichte auf einer Müllhalde aufleben. Abfall, Konservendosen, kaputte Geräte bilden die Oberfläche auf der sich Tyrannei, Missgunst und Gewalt abspielen. Realität und verbissene Fantasterei vermischen sich, lassen nicht erkennen, was die Wahrheit ist. Was passiert mit diesen verbannten Menschen? Werfen sie jeden Traum in gigantische Müllpressen, die nur die dünnste Faser Hoffnung platt walzen? Geleitet von dem Regisseur Nicolai Sykosch, geben die Schauspieler Parolen wieder, deren erzeugtes Lachen im Hals stecken bleibt.
Ein Theaterstück, dessen Figuren nicht wissen, ob Hoffnung Altmüll ist oder wieder verwertbar sein kann. (J.L.)
Mit
Kate: Antonia Mohr
Eileen: Lisa Schlegel
Johnnypateenmike: Gunnar Schmidt
Billy (Krüppel): Meik van Severen
Bartley: Jonathan Bruckmeier
Helen: Marthe Lola Deutschmann
Babbybobby: Sascha Tuxhorn
Doktor: Sebastian Reiß
Mammy: Eva Derleder
Regie: Nicolai Sykosch
Bühne: Stephan Prattes
Kostüme: Britta Leonhardt
Foto © Felix Grünschloss