Yona Kim setzt sich im Nationaltheater Mannheim mit Bizets Carmen auseinander und zeichnet einen Frauencharakter zwischen Traumbild und Schreckgespenst
Für Regisseurin Yona Kim, die schon in Schumanns Genoveva und Verdis Ernani komplexe Frauenfiguren auf die Bühne des Nationaltheater Mannheim gebracht hat, ist Carmen zugleich das Traumbild und Schreckgespenst einer bürgerlichen Welt, die das erotische Selbstbewusstsein der Frau fürchtet und zugleich heimlich ersehnt.
Im März 1875 findet an der Pariser Opéra-Comique eine denkwürdige Aufführung statt: die Premiere von Bizets Oper Carmen. Zurückhaltend bis ablehnend wird sie aufgenommen, zu radikal bricht sie mit den Seh- und Hörgewohnheiten des Publikums. Wenig später stirbt der Komponist erst 36-jährig. Von dem Welterfolg, zu dem seine Carmen wenig später wurde, erlebte er nichts mehr.
Es ist eine Geschichte von unten: Die Zigarettenwerksarbeiterin Carmen bringt den braven Unteroffizier José dazu, seine Braut zu verlassen und zu desertieren, bis sich ihre flatterhafte Liebe dem Stierkämpfer Escamillo zuwendet. José erträgt diese Demütigung nicht und ersticht seine ehemalige Geliebte.
Carmen revolutionierte die Oper und bietet zugleich Anschauungsmaterial für ein Frauenbild, das jenseits des braven Mädchens Micaëla oder des gefährlichen »Monsters« Carmen keine Alternativen kennt.
BESETZUNG
Musikalische Leitung Mark Rohde / Jānis Liepiņš
Regie Yona Kim
Bühne Herbert Murauer
Kostüme Falk Bauer
Choreografische Mitarbeit Luches Huddleston jr.
Licht Reinhard Traub
Dramaturgie Cordula Demattio / Albrecht Puhlmann
Chor Dani Juris
Kinderchor Anke-Christine Kober
Don José Irakli Kakhidze
Escamillo Evez Abdulla
Remendado Raphael Wittmer
Dancaïro Christopher Diffey
Zuniga Dominic Barberi / Bartosz Urbanowicz
Moralès Marcel Brunner (Opernstudio) / Nikola Diskić
Carmen Jelena Kordić
Micaëla Eunju Kwon
Frasquita Nikola Hillebrand
Mercédès Martiniana Antonie (Opernstudio)
Sprecherin / Lillas Pastia Lucía Astigarraga
Mit dem Opernchor des Nationaltheater Mannheim.
PRAKTISCHE INFORMATIONEN
- Premiere 2019 / 2020
- In französischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln
- Dauer: ca. 3 Stunden
- Einführung 30 Min. vor Vorstellungsbeginn
- Weitere Informationen auf der Webseite des Nationaltheater Mannheim: www.nationaltheater-mannheim.de
Foto: Hans Jörg Michel