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Gespenstergeschichten

Das deutsche Regie-Duo Markus&Markus adaptiert Ibsens Klassiker in einer Mischung aus Performance und Dokumentartheater und zeigt heutige Tabus auf.

Seit ihrer ersten Produktion im Jahr 2011 versuchen Markus&Markus ihren eigenen Stil im Dokumentartheater zu entwickeln und wählen dafür einen ungewöhnlichen Ansatz, indem sie zwischen klassischen Texten und aktuellen Themen Parallelen herstellen. Ibsen: Gespenster, das im Rahmen des Theaterfestivals Premières in Karlsruhe zu sehen war, ist der zweite Teil eines dreiteiligen Ibsen-Zyklus, nach John Gabriel Borkman und vor Peer Gynt, dessen Uraufführung am 3. September in den Sophiensælen in Berlin stattfand. Mithilfe des gleichen Ansatzes analysieren Markus&Markus Ibsens Gespenster: In ihre Bühnendarbietung binden sie Menschen ein, deren Schicksal dem der Figuren in dem Stück ähneln. In seinem Theaterstück aus dem Jahr 1881, das seinerzeit auf Ablehnung stieß, prangert Henrik Ibsen die Verlogenheit und falsche bürgerliche Moral an, in der das Unausgesprochene und die Gespenster der Vergangenheit die Lebenden solange heimsuchen, bis sie daran zugrunde gehen. So offenbart Oswald im 2. Akt seiner Mutter, dass er an einer unheilbaren Krankheit leidet und bittet sie, ihn davon zu erlösen. Markus Schäfer und Markus Wenzel setzen sich mit dem Thema Sterbehilfe auseinander, indem sie Margot, eine alte Dame, bis zu ihrem Tod begleiten und filmen. Neben ihren Parodien auf das Sterben in Film und Theater führen Markus&Markus den Zuschauer bis an seine emotionalen und moralischen Grenzen heran und zeigen die Verlogenheit unserer Gesellschaft angesichts dieser Fragen auf, die auch heute noch weitgehend tabu sind – als prägnantes Echo auf die Verlogenheit, die Ibsen in seinem über 100 Jahre zuvor erschienenen Text aufzeigt. Aber sie erfinden auch eine Möglichkeit, ihre Figur wieder zum Leben zu erwecken…(S.D.)


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