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Wie ich die Welt sehe.

Dies ist die flüchtige Bekanntschaft mit einer Frau, die Ihre Neugier in Sekundenschnelle weckt. Persönlich, nahgehend, Marguerite Duras.

 

Sie hält an einer Autobahn einen Lastwagen an. Kein Ziel, kein Austausch von Namen zwischen ihr und dem Fahrer, brachliegende Landschaft. Wir wissen nichts von ihr. Ist sie rothaarig? Trägt sie einen Ring am Finger? Leuchten ihre Augen beim Erzählen? Und doch…, und doch folgen wir ihren Aussagen über das Meer, ihrer Familie, der Alltagspolitik, dem Universum auf buchstabengetreue Weise und, von Minute zu Minute, nimmt sie in einem Schaukelstuhl in unserem Herzen Platz.
Marguerite Duras veröffentlichte in den 70er-Jahren den Film Le Camion (Der Lastwagen). Auf der Leinwand sieht man einen blauen Transporter, der durch das Land fährt. Die Geschichte jedoch wird von der Autorin selbst und Gerard Depardieu, an einem Tisch sitzend, vorgelesen. Sich schüchtern durch den Dialog tastend, sanft und in Erwartung auf das Ende, schließen sie die Fantasie eines jeden Zuschauers auf und lassen ihn sich die Handlung in der Fahrerkabine vorstellen. Ein einmaliges Filmprojekt, in welchem das Publikum zum Regisseur wird und der Stimme Marguerite Duras eine ganze Welt der Imagination zu Füßen legt.
Nun holt die Theaterregisseurin Marine de Missolz diesen so berührenden Text auf die Bühne und lässt ihn von drei Schauspielern aufleben. Drei Herren sollen die Worte einer allem Anschein nach vor Leben sprühenden und dem Politikklotz strotzenden Frau auf die Beine helfen, ihr ein lebendiges Gerüst aus Landschaft, Musik und Freiheit schaffen. Eine Welt, in der Individualismus nicht belächelt, sondern mit ihm gelacht und ausgelebt wird. Kino, Theater, Musik werden in dieser Kreation zu Werkzeugen einer lebensbejahenden, tief eingeatmeten und intimen Sprache. Wenn das nicht ein passender Start in die neue Saison ist! Wir sagen dazu laut „Ja“ und sind voller Vorfreude. Sie auch? (J.L.)

Marine de Missolz, Inszenierung
Marguerite Duras, Text
Mit
Olivier Dupuy, Hervé Guilloteau, Laurent Sauvage

 

Photo : Jean-Louis Fernandez


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