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Verfluchte Poeten

Die Regisseurin Christine Letailleur, mit dem Théâtre National de Bretagne und dem Théâtre National de Strasbourg liiert, inszeniert Baal von Bertolt Brecht, mit Stanislas Nordey in der Hauptrolle. 

Baal, Bertolt Brechts erstes Stück, ist aus den Ruinen des Ersten Weltkrieges entstanden. Wir sind im Jahre 1918, Brecht ist 20 Jahre alt und engagiert sich als Krankenpfleger in einem Krankenhaus. Im selbigen Jahr überkommt ihm der Wunsch einen Text zu schreiben; er findet dafür Inspiration in François Villon, ein Mörder, Betrüger, Sänger und Dichter des 15. Jahrhunderts. Er interessiert sich auch für Verlaine, Rimbaud und Christian Dietrich Grabbe, deutscher Dramatiker, der mit 34 Jahren aufgrund seiner Alkoholsucht stirbt. Wie sie auch, ist Baal einer dieser verfluchten Poeten, selbstzerstörerisch und zu Tiefe gegen die Gesellschaft eingestellt, auf der Suche nach dem Absoluten.
Brecht hat sich nie von dieser Figur getrennt, schließlich hat er das Stück gleich fünf Mal wiederaufgenommen; das letzte Mal kurz vor seinem Tod 1956. Doch ist es die Version aus dem Jahr 1919, die wohl „feurigste“, welche Christine Letailleur, hier mit Stanislas Nordey in der Rolle des Baals, darstellt. „Nach Hinkemann (2015) hatten wir Lust wieder zusammenzuarbeiten“ sagt sie und fügt hinzu „Stanislas ähnelt dem jungen Brecht“. Für die Regisseurin ist dieses Stück ein langes Gedicht, eine Art Irrfahrt auf der jede Sequenz autonom ist und sich, wie ein eigenes Gemälde, aus unterschiedlichen Farben zusammensetzt. Ein Werk von Brecht, dunkel, angetrieben von der obskuren Mechanik der Sehnsucht, in der die Inspiration nicht der Motor der Kreation, sondern des Zerfalls ist. (C.I.) 

Probenfoto © Jean-Louis Fernandez


Etiketten:Bertolt Brecht

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