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Der rote Faden der Gewalt

In 2666 fragt Julien Gosselin die Literatur, in welcher Form sie sich zu den Gewalttaten in der Welt äußern kann. Eine Spurensuche, die Zeit und Raum hinter sich lässt. 

Julien Gosselin ist dafür bekannt, dass er vor Romanen, die die Komplexität der Welt analysieren, nicht zurückschreckt. In seiner neuen Inszenierung des fünfteiligen Romans 2666, geschrieben von Roberto Bolaño, bedient er sich aller szenisch verfügbaren Mittel und zeigt uns die mitleidslose Fratze des 20. Jahhunderts und der heutigen Zeit.
Alles beginnt mit vier Europäern, die sich auf die Suche nach einem deutschen Schriftsteller begeben, der in den 20er Jahren lebte. Eine Spur führt sie nach Santa Teresa, eine Stadt an der amerikanisch-mexikanischen Grenze. Dort verschwinden seit Jahren Arbeiterinnen und werden ermordet. Somit entsteht ein Netz aus Geschichten und Personen, die alle einen gemeinsamen Punkt haben: soziale Ungerechtigkeit, die zu Gewalt führt.
Auf akribische und feinfühlige Weise werden die Figuren zu Detektiven der Weltgeschichte, und geben dabei selbst ihr Innerstes preis.
Roberto Bolaño hinterließ dieses Werk als Manuskript. Unvollendet wurde es nach seinem Tod im Jahre 2004 veröffentlicht. Die Literatur als Sprachrohr, als Leitfaden, als kritisches Auge und ihre Beziehung zum Leser bilden das Gerüst dieses Werkes. In welcher Form können Schriftsteller Stellung zu tragischen Ereignissen beziehen? Und wie gehen Leser mit solchen Werken um? Ist es möglich über Fakten objektiv zu berichten, wenn man doch selbst ein Teil davon ist?
Ein Theaterstück, das herausfordernd jeden dazu einlädt, sich den Kopf zu zermartern und sich der Welt zu stellen. (J.L.) 

Foto © Simon Gosselin


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