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Bevor das Chaos ausbrach

Mit seinen mythischen Ballets C de la B widmet sich Alain Platel den Voraussetzungen der zwei Weltkriege. Eine hybride und sinnliche Show. 

„Ich bin eher jemand, der zum reden ermutigt, als ein Choreograph.“ So definiert sich Alain Platel selbst. Seit Mitte der 80er-Jahre und der Gründung der Ballets C de la B (kurz für Ballets contemporains de la Belgique (zeitgenössische Ballette aus Belgien)), ist Alain Platel der musikalische Leiter von Kreationen, bei denen Menschen und Genres aufeinandertreffen. Theater, Tanz, Musik und bildende Kunst werden in Shows miteinander verknüpft, bei denen der oft harte Alltag auf der Bühne auftritt. Die Interpreten sind Tänzer, Musiker, Akrobaten, die je nach Projekt aus allen Ecken der Welt kommen. Manchmal haben sie erlebt oder erleben direkt, was in der Show erzählt wird, wie zum Beispiel die Musiker der Blaskapelle von En avant, marche! oder die kongolesischen Musiker und Tänzer von Coup fatal.
Mit nicht schlafen wendet sich Alain Platel dem frühen 20. Jahrhundert zu in Anlehnung an die Texte des Historikers Philipp Blom, The Vertigo Years und The War Within, an die Musik von Gustav Mahler, an die polyphonen Traditionen, die ihm von den kongolesischen Sängern Boule Mpanya und Russell Tshiebua nahegebracht werden, die wir bereits in Coup Fatal erlebt haben. Von diesem vielfältigen Material ausgehend erzählt er eher anhand der Körper als anhand von Worten ein Jahrhundert nach, das gerade erst begann, aber schon das Ende der Welt ankündigte, eine Zeit, die alle kommenden Übel und Ausschweifungen bereits in sich trug. Auf der Bühne kommen die Figuren, die zwischen Skulpturen von Berlinde de Buyckère miteinander interagieren, sich vermischen und auf die musikalische Collage von Steven Prengels reagieren, zurück zur Quelle des Übels, das sich noch heute auf uns auswirkt, in einer Epoche, in der die Vorreiter der Kunst, im sozialen Bereich und der Intellektualität mit einer konservativen oder sogar reaktionären Gegenoffensive konfrontiert waren. Eine sinnliche Herangehensweise an eine noch immer aktuelle Problematik. (S.D.) 

Foto © Chris Van der Burght

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Coup fatal

En avant, marche ! 


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