Muster
Zwei Choreografien beleuchten in einer Repräsentation des Ballet du Rhin die Beziehung von gesellschaftlichen Normen und Tanzformen – ein Kaleidoskop der Bewegungen.
Das Wort Kaleidoskop stammt aus dem Griechischen, lautet übersetzt „schöne Formen betrachten“, so wie auch die Funktion des gleichnamigen Gegenstands: Durch Spiegelungen werden symmetrische, bunte Muster sichtbar, die sich beim Drehen eines Kaleidoskops ändern. Die Choreografien I-Me and Myself von Ezio Schiavulli und Ornements von Bruno Benne, vereint in einer Vorstellung des Ballet du Rhin, verbinden eben diese Formen, die Strukturen auf denen ihre Tanzarten beruhen und erinnern so an die Muster eines Kaleidoskops. In der ersten Partie wird die individuelle Gestaltung in Abhängigkeit der Gesellschaft beleuchtet. Man trifft auf pure Bewegungsformen, die hauptsächlich auf dem Boden stattfinden und spezielle Licht- und Rythmikspiele, welche die Tänzer abwechselnd isolieren und wieder zusammenführen.
Dem Wunsch nach Individualität folgen die Konventionen einer anderen Zeit: Unter der Herrschaft Louis XIV. entsteht die belle danse, welche nicht nur Regelwerk für eine korrekte, ästhetische Bewegungsform ist, sondern gleichzeitig die Normen der höheren Gesellschaft ins sich eint. Sie ist Vergnügen und Erziehung zugleich, durch Haltung und Attitude wird das spätere Auftreten geübt. Bruno Benne zeigt in in seiner modernen Interpretation des Barockausdrucks seine Faszination und avantgardistische Vision des Genres, die ihn zu seiner Neuerfindung verleitet hat. Der Choreograph schafft es für Neues zu begeistern ohne das Alte zu vergessen, es sogar gleichzeitig zu würdigen.
Zwei unterschiedliche Ansätze, die sich beide mit den gesellschaftlichen Einflüssen auf Bewegung beschäftigen und so gemeinsam ein tänzerischen Kaleidoskop bilden. (C.S.)
Musik: Jean-Philippe Rameau
Bonus