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Rache

Im 19. Jahrhundert gehörte diese höchst komplizierte Oper zu den meistgespielten Werken. Erst seit etwa 25 Jahren steht sie wieder regelmäßig auf dem Programm: La Juive (Die Jüdin).

In dieser verstrickten Oper spielen Rachegelüste und Religionskonflikte eine zentrale Rolle. Sie spielt in der Zeit des Konstanzer Konzils im Jahr 1414. Der jüdische Goldschmied Éléazar schickt seine Ziehtochter Rachel in den Tod, um sich an ihrem leiblichen Vater, dem christlichen Kardinal Brogni, zu rächen. Dieser veranlasste Jahre zuvor als Magistrat von Rom die Hinrichtung der Söhne Éléazars und seine Verbannung. Doch auch Rachel selbst ist nicht besser: Sie verdammt ihren Geliebten zum Tode, als sie erfährt, dass dieser bereits verheiratet und Christ ist, indem sie ihn des Ehebruchs mit einer Jüdin bezichtigt – ihr selbst. Dass sie sich damit auch selbst umbringt, ist ihr egal, sie sinnt auf Rache. Obwohl Kardinal Brogni um Verzeihung bittet und Éléazar einen Ausweg anbietet, zieht dieser seinen Racheplan durch: Erst kurz vor seinem eigenen Tod offenbart er Brogni, dass dieser seine eigene, bereits lange tot geglaubte Tochter Rachel hingerichtet hat. Der Komponist Fromental Halévy war selbst Jude, und dennoch werden die Juden in dieser Oper denkbar schlecht dargestellt: stur und nachtragend, listig und gemein. Die Inszenierung dieser höchst komplizierten Oper entfernt sich von der klaren Kategorisierung ‚Judentum gegen Christentum’ und verallgemeinert sie: Blau angemalte Hände stehen gegen gelbe Hände. Und ebenso wie die Farbe an ihren Händen klebt, hängen die Vorurteile ihrer jeweiligen Ideologie an den Figuren. Doch lassen sich diese auch genau wie Farbe einfach abwaschen? (R.S.) 

Foto © Annemarie Augustijns

 


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