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Innerlich zerrissen

Hilary Hahn spielt das vor technischen Ansprüchen strotzende Violinkonzert D-Dur op. 35 von Tschaikowsky, in dem alle Schwierigkeiten im Leben des Komponisten überwunden schienen. 

Tschaikowsky war ein dünnhäutiger, sensibler Melancholiker, von Selbstzweifeln geplagt, fremd in der eigenen Haut. 1878 beugte er sich dem gesellschaftlichen Druck und heiratete Antonia Miljukova – eine Ehe, die gerade einmal drei Monate halten sollte. Noch im gleichen Jahr bekannte sich Tschaikowsky endlich zu seiner Homosexualität und verbrachte einen gemeinsamen Urlaub mit seinem Geliebten Iosif Kotek am Genfer See. Hier schrieb er voller Enthusiasmus und Liebe sein Violinkonzert op. 35, das genau diese Lebensfreude und die Überwindung aller Schwierigkeiten ausdrücken sollte. Doch die fertige Komposition stieß auf heftige Kritiken. Sie wurde als unspielbar bezeichnet, die Geige „zupfe und bläue“ darin nur. Doch die kritisierten Elemente machen genau die Stärken des Stückes aus: die Virtuosität, die vom Solisten gefordert wird, die innere Zerrissenheit des Komponisten, die auf höchst expressive Art in der Musik übermittelt wird, denn genau das stellen die Tücken der Solostimme dar.
Hilary Hahn stellte ihr Können bei diesem Stück bereits 2011 unter Beweis, als sie eine Aufnahme des Violinkonzerts vorlegte und prompt mit dem ECHO dafür ausgezeichnet wurde.
Weitere Programm-Highlights dieses Abends im Festspielhaus sind César Francks Le chasseur maudit (Der wilde Jäger) mit seiner düsteren Atmosphäre und Hector Berlioz’ Symphonie fantastique, das ebenfalls mannigfaltig die innere Zerrissenheit des Komponisten darstellt. (R.S.)

Programm
César Franck, Le chasseur maudit (Der wilde Jäger) g-Moll
Peter Iljitsch Tschaikowsky, Violinkonzert D-Dur op. 35
Hector Berlioz, Symphonie fantastique op. 14

Hilary Hahn Violine
Leonard Slatkin Dirigent
Orchestre National de Lyon 

Foto: Hilary Hahn © Michael Patrick O’Leary


Etiketten:Geige

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