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Schuldfrage

Mit der Oper von Moussorgski in ihrer ersten Version (1869) wirft das Regieteam David Hermann und Christof Hetzer einen Blick in die Gefühlswelt des russischen Herrschers Boris Godunow.

Es ist eine Schlüsselszene der Oper von Modest Mussorgsky: Boris Godunow bekommt den goldenen Umhang umgelegt, er triumphiert als Herrscher über sein Volk – und dennoch, sieht man ihm an, dass er gebrochen ist. Denn Godunow ist ein mächtiger Mann mit einem dunklen Geheimnis, an dem er letztendlich zu Grunde geht.
Das Regieduo David Hermann und Christof Hetzer legt das Augenmerk auf die innere Gefühlswelt der Figuren. Gekonnt arbeiten sie mit subtilen Andeutungen und Assoziationen die Zerbrochenheit der Titelfigur heraus, die das russische Ensemblemitglied Konstantin Gorny mit seinem dunklen Bariton gekonnt umsetzt.
Gorny verkörpert einen Emporkömmling, der für die Macht den Tod des Zarewitschs Dimitri in Kauf nimmt. Es ist eine Geschichte voller Gegensätze: Hinter dem Glanz des Kremls verbirgt sich eine brutale Rohheit, die bedrohliche, dunkle Musik lässt schon früh erahnen, was sich hinter der glänzenden Fassade verbirgt.
Erst ganz am Schluss, als Godunow reuig um Vergebung bittet, wird die Düsternis von hellem, gleißenden Licht aufgelöst.
Es ist eine Oper, die umso eindrücklicher ist, als das man die Parallelen zum heutigen Russland nicht von der Hand weisen kann, wo die Fassade des Kremls bereits längst am bröckeln ist. (tbr)

Foto © Falk von Traubenberg


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