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Die allzu lange Nacht

Mit einer fünften Inszenierung beendet Robert Carsen seinen Janáček-Zyklus in der Opéra du Rhin: Aus einem Totenhaus ist die letzte Oper des tschechischen Komponisten.

Nach seiner Inszenierung von Das schlaue Füchslein in der Oper in Straßburg  nimmt sich der kanadische Regisseur Robert Carsen Leoš Janáčeks letzte Oper an. Für dieses Werk adaptiert  der Komponist, auf dem Höhepunkt seines Ruhms als Vertreter der tschechischen Kultur angelangt, Dostojewskis Aufzeichnungen Aus einem Totenhaus. Komponiert in den Jahren 1927 und 1928 und zwei Jahre später posthum uraufgeführt, beschreibt das Werk die entsetzlichen Erfahrungen in einem Strafgefangenenlager. Bestrebt, den Originaltext zu bewahren und einen einfachen Ansatz auf Grundlage sich wiederholender Motive zu wählen, versucht Janáček, der hier Komponist und Librettist zugleich ist, tief in die Seele der Menschheit zu blicken, die hier ihren Teil der Unschuld wieder findet. Die Schroffheit des Librettos muss im Zusammenhang mit den harten Lagerbedingungen gesehen werden: kein weibliches Wesen, kein narrativer Versuch, kein möglicher Ausweg. Dem Gefangensein grausam ausgeliefert, ist der Mensch auf sich zurückgeworfen. Und doch erhellt Mitgefühl fernab jeder Nachsicht dieses visionäre Werk, das der Errichtung der ersten Lager weniger als drei Jahre später in Deutschland vorgreift, und darüber hinaus auch die Versuche einer Menschheit, die verzweifelt die Barbarei hinter sich zu lassen sucht. (E.A.)


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